Zwangsversteigerungen US-Banken drohen Milliardenverluste - aus Schlamperei

Seite 2/2

Dass die Bank of America besonders hart betroffen ist, liegt an zwei überhasteten Übernahmen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. Die Großbank hatte den angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Countrywide gekauft, heute erwiesenermaßen einer der schlimmsten Sünder bei der Vergabe von Subprime-Hypotheken und war außerdem besonders schlampig bei der Dokumentation der Kredite.

Beim Verbriefungsgeschäft übernahm Bank of America die Investmentbank Merrill Lynch. Die hatte damit noch auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ein großes Rad gedreht, als andere Banken wie Goldman Sachs oder auch die Deutsche Bank sich längst daraus zurückzogen.

Deutsche Landesbanken, die zu den größten Investoren in auf Hypotheken basierenden Wertpapieren zählten und folglich mit die höchsten Verluste erlitten haben, beobachten die Entwicklung gespannt. „Wenn sich eine Parallele zu unserer Situation ergibt und wir es für aussichtsreich halten, werden wir selbstverständlich klagen“, heißt es im Umfeld eines Instituts. Erst einmal warte man ab, wie die US-Gerichte entschieden. Schließlich seien Klagen teuer und verlangten viel Engagement des Managements.

Bisher hatte nur die IKB wegen eines zweifelhaften Geschäfts Geld zurückbekommen. Sie erhielt 150 Millionen Dollar aus dem sogenannten „Abacus-Deal“. Bei dem hatte die Börsenaufsicht SEC der Investmentbank Goldman Sachs vorgeworfen, Investoren getäuscht zu haben.

Neue Forderungen

Die Deutsche Bank hat als einziges deutsches Geldinstitut in nennenswertem Umfang selbst Mortgage Backed Securities aufgelegt und könnte deshalb bald ebenfalls mit Rückkaufforderungen von Investoren konfrontiert sein.

Analysten von JP Morgan Chase schätzen, dass wegen solcher Rückkäufe auf die an der Produktion der Mortgage Backed Securities beteiligten Banken im günstigsten Fall neue Forderungen von 55 Milliarden Dollar zurollen. Im ungünstigsten Fall können es bis zu 120 Milliarden Dollar werden. Dass die Forderungen nicht unbegründet sind, zeigt die Tatsache, dass allein Bank of America dafür bereits 4,4 Milliarden Dollar zurückgestellt hat.

Die Investoren werden an dieser Front nicht lockerlassen. Bei den Zwangsversteigerungen gegen säumige Schuldner lassen sich die Fehler der Banken dagegen nachträglich korrigieren. „In den Fällen, mit denen wir konfrontiert werden, mag es Probleme mit den Papieren geben“, sagt Thomas Martin, Präsident der Konsumentenschutzorganisation America’s Watchdog, die ein Beschwerdezentrum für Opfer der Immobilienkrise eingerichtet hat, „aber die Leute haben teils seit vielen Monaten nicht mehr ihre fälligen Raten gezahlt.“ Deshalb sei die Zwangsversteigerung nur eine logische Konsequenz. „Die Banken werden ihren Papierkram dabei schon in Ordnung bringen.“

Das gilt auch für Nicolle Bradbury in Maine. Zwar scheiterte die Bank vor Gericht auch mit einem zweiten Versuch, gegen sie einen Räumungsbeschluss zu erwirken: Die nachgebesserten Papiere enthielten nicht die korrekte Adresse des Hauses. Doch schon bald wird es die Bank ein drittes Mal versuchen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%