Nachwuchsbanker bei großen Investmentbanken in Deutschland profitieren vom Wettlauf um Talente. Dieser Trend ist schon an der Wall Street zu beobachten und beschert nun auch in Deutschland den jungen Leuten höhere Einstiegsgehälter. In Frankfurt werden die Vergütungen deutlich angehoben, der Abstand zu Universitätsabsolventen anderer Branchen wächst.
So bezahlt etwa Morgan Stanley auch in Deutschland seinen Nachwuchskräften in den Bereichen Investmentbanking und Global Capital Markets seit diesem Monat mehr Geld. Analysten, ein Einstiegsrang, bekommen 100.000 Dollar oder ungerechnet 85.000 Euro schon im ersten Jahr, verglichen mit zuvor 85.000 Dollar, wie das Unternehmen gegenüber Bloomberg News erklärte. Im zweiten Jahr sind es 105.000 Dollar – nach zuvor 90.000 Dollar.
JP Morgan Chase & Co. und Citigroup erhöhen ebenfalls in Deutschland die Gehälter – wie zuvor bereits in den USA. Das erfuhr Bloomberg aus informierten Kreisen. Beide Banken wollten sich öffentlich nicht dazu äußern.
Ein Einstiegsgehalt von 85.000 Euro ist fast das Doppelte dessen, womit Uni-Absolventen anderswo rechnen können. Laut einer Studie des Jobvermittlers Stepstone liegt der durchschnittliche Jahresverdienst direkt nach dem Studium in Deutschland inklusive Bonuszahlungen bei 45.400 Euro.
In der Bankbranche hatten Diskussionen zur Arbeitsbelastung Anfang des Jahres Fahrt gewonnen. Bei Goldman Sachs berichtete eine Gruppe von 13 Analysten im ersten Jahr von Arbeitswochen mit 100 Stunden und Gedanken, die Bank zu verlassen. Ihre Präsentation zum Thema machte in den sozialen Medien die Runde. Um Abwanderungen einzudämmen, erhöhten in der Folge viele große US-Investmentbanken die Gehälter.
Deutsche Regionalbanken, darunter die LBBW, glauben derzeit nicht, dass sie nun ebenfalls mehr für gute Bewerber zahlen müssen, zeigt eine Umfrage von Bloomberg. Grundsätzlich orientiere sich die Landesbank an den tariflichen Entwicklungen und Marktgehältern und nehme bei Bedarf entsprechende Anpassungen vor, sagte ein LBBW-Sprecher. Die Hypo-Vereinsbank erklärte, sie sehe sich mit ihrem aktuellen Gehaltsmodell „gut aufgestellt“.
Mehr zum Thema: Wenn renommierte US-Kanzleien Einstiegsgehälter von 155.000 Euro und mehr versprechen, erregt das Aufsehen – und genau darum geht es. Die obszönen Vergütungen sollen jene unter den allerbesten Nachwuchskräften locken, die bereit sind, ihr Leben hinter die Arbeit zu stellen.