Wenn es um Effizienz, um reine Optimierung geht, werden wir nicht mit Maschinen mithalten können. Ein maximal effizientes Unternehmen wird ein maximal unmenschliches Unternehmen sein. In Frankreich begann Lidl jüngst damit, künstliche Intelligenz (KI) einzusetzen, die ihre Anweisungen direkt per Kopfhörer ins Ohr von Warenhausarbeitern spricht. Von dieser Art von robotischem Taylorismus ist es nur noch ein kleiner Schritt zu einer komplett automatisierten Organisation, die per Blockchain vorbestimmte „Smart Contracts“ ausführt, ohne jegliche Intervention von Menschen.
Bleibt für Menschen nur noch das Kreative?
Wenn alles, was effizient gemacht werden kann, von Maschinen noch effizienter gemacht werden wird, bleibt für uns Menschen nur die Arbeit, die schön gemacht werden muss. Diese Arbeit umfasst die zutiefst menschlichen Qualitäten, die sich eben nicht an KI delegieren lassen: Inspiration, Intuition, Intimität – und nicht zuletzt Empathie. Wir Menschen können irren und wirren, mitleiden und leiden – Maschinen nicht. Wie wir Dinge tun, zeichnet uns aus: mit Achtsamkeit, Hingabe oder Liebe. Kein Wunder, dass es bereits Empathy Indexes gibt, und Jack Ma, Gründer des chinesischen Internetkonzerns Alibaba, den „Liebesquotienten“ zur neuen unternehmerischen Kennzahl ausgerufen hat.
Auf den Marktplätzen der Zukunft werden die Extreme gewinnen: auf der einen Seite die superalgorithmischen Plattformen à la Amazon, auf der anderen Seite die Exzentriker, die sich nicht kopieren und schon gar nicht berechnen lassen – sprich: eigensinnig und einzigartig sind. Wenn KI prognostizieren kann, was wir kaufen und wen wir lieben werden, wenn die Grenzen zwischen Analyse, Prognose und Manipulation verschwinden, dann wird das Menschsein, mit all seinen Unberechenbarkeiten und Unstimmigkeiten, zum Alleinstellungsmerkmal. Im neuen Maschinenzeitalter ist nur noch das Nichtoptimierte, Imperfekte authentisch. Mit anderen Worten: die eigene Marke, die den Daten mühsam abgetrotzte eigene Geschichte, die eigene Kultur. Für etwas zu stehen wird nicht nur für Unternehmen und Manager, sondern für alle Erwerbstätigen zur entscheidenden Kernkompetenz.
Die Soft Skills von gestern sind die Hard Skills von morgen. Dazu zählt insbesondere auch die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Welten zu wandeln: zwischen Tradition und Disruption, analoger und digitaler Welt, menschlicher und künstlicher Intelligenz. Arbeit wird multimodaler, flexibler, virtueller und schnelllebiger: Wir werden an Stabilität und Kontinuität verlieren, aber dafür an Ideen- und Identitätenreichtum gewinnen. In projektbasierten Pop-up-Netzwerken oder auch in der Gig Economy werden wir mehr und öfter Beziehungen – auch mit KI – eingehen und wieder lösen. Wir werden weniger Kontrolle, dafür aber mehr Wirkungsebenen haben.
Neben Programmierkenntnissen brauchen wir eine Erziehung des Herzens, um diesen Veränderungen nicht nur kognitiv zu begegnen, sondern auch emotional und spirituell. Künstler, Seelsorger und Geisteswissenschaftler sind auf diese neue vielschichtige Realität besser vorbereitet als Buchhalter und Analysten.
Diese Jobs sind durch die Digitalisierung entstanden
Der Data Engineer sorgt dafür, dass Data Analysten und Data Scientisten erfolgreich arbeiten können. Denn die Data Engineers sammeln, generieren und säubern die Daten und bereiten sie auf, um sie dann den Analysten und Scientists zur Verfügung zu stellen. Sie stehen in der Wertschöpfungskette quasi ganz am Anfang aber gleichzeitig in enger Abstimmung mit den Fachbereichen und konkreten Inhalten. Eine Herausforderung, mit der sich Data Engineers immer stärker beschäftigen, ist das Thema Big Data und die damit verbundene Komplexität der Daten.
Quelle: Telefónica
Neben der Anwendung klassischer Analysemodelle zur Generierung von Business-Insights (Job des bisherigen „Data Analyst“), wendet der Data Scientist komplexere statische Methoden an, hat Kenntnisse im Bereich maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. Außerdem spielt beim Data Scientist am Ende eines Projekts die Visualisierung der Ergebnisse und das sogenannte Storytelling eine große Rolle. Das heißt, er muss nicht nur gut mit Zahlen jonglieren, sondern auch kommunikative Fähigkeiten besitzen.
Bei der Arbeit mit Daten kommen die Spezialisten mit Themen wie Datensicherheit und Datenschutz in Kontakt, wodurch wiederrum neue Berufsprofile entstehen. So sucht Telefónica aktuell nach einem Data Protection & Data Security Consultant, der sich als erster Ansprechpartner und Berater um alle internen Themen rund um den Datenschutz bei der neuen Tochtergesellschaft Telefónica NEXT kümmert.
Der Take-to-Market Analyst ist Bindeglied und Übersetzter zwischen Analysten und externen Partnern. Wenn die Mitarbeiter anonymisierte Bewegungsdaten der Kunden nutzen wollen, um ihren Service zu verbessern, übersetzt der TTM Analyst die Anforderung jeweils in die Sprache des anderen. Dafür muss er – wie alle anderen Rollen auch – beide Parteien verstehen können. Er benötigt dazu ein gewisses technisch-analytisches Know-how und zugleich ein unternehmerisches Verständnis. Der TTM Analyst ist ein Allrounder, denn er schreibt ebenso Verträge und begleitet die Produktmanager zum Kundentermin. Anschließend erklärt er den Analysten, was genau zu tun ist.
Er gibt die Leitlinien für den Umgang mit Daten vor. Welche Informationen können bedenkenlos in welchem Zusammenhang verwendet werden? Wo liegen rechtliche Grauzonen bei der Auswertung von Daten? Wo ethische Barrieren? Seine Position ist meist nah am Vorstand angesiedelt, da eine Fehlentscheidung schnell ernsthafte Probleme verursachen kann.
Sowohl Mathematiker und Informatiker als auch Physiker sind für die Tätigkeit des Data Strategist besonders geeignet. Denn hohes technisches Verständnis ist Grundvoraussetzung, um nachvollziehen zu können, wie die Daten überhaupt erhoben werden.
Der CDO ist der oberste Digitalisierungsbeauftragte eines Unternehmens – oftmals sogar auf Vorstandsebene. Er gibt die Leitlinien für die Digitalisierung vor: entwickelt neue Geschäftsmodelle, führt innovative Technologien ein und fördert vernetztes Arbeiten in seinem Konzern. In seiner Position muss er die zukünftige Richtung vorgeben, Mitarbeiter und Anteilseigner in die digitale Transformation mitnehmen. Dazu braucht er neben fachlichen Qualifikationen vor allem Überzeugungskraft, Risikobereitschaft und Neugier.
Dieser Entwickler kümmert sich um neue Programme für Smartphones und Tablets. Bei kleineren Unternehmen ist er nicht nur Ideengeber, sondern programmiert die Anwendungen auch selbst.
Die meisten Mobile Developer sind entweder auf das Apple-Betriebssystem iOs oder Googles Konkurrenzprodukt Android spezialisiert. Früher ein Feld für Autodidakten, ist dieser Job heutzutage am besten für Informatiker geeignet – egal, ob studiert oder mit Berufsausbildung zum Fachinformatiker.
Der SEO-Manager – die Abkürzung steht für Search Engine Optimization, zu Deutsch: Suchmaschinen-Optimierung – ist der wohl bekannteste Performance Marketing Manager. Er ist dafür verantwortlich, Inhalte von Web-Seiten so zu optimieren, dass sie von Suchmaschinen möglichst gut gefunden werden.
Ebenfalls dazu gehören der SEM- und der SEA-Manager. Sie sind für Search Engine Marketing beziehungsweise Search Engine Advertising zuständig. Das heißt, sie entscheiden unter anderem, bei welchen Suchbegriffen eine Anzeige ihres Arbeitgebers erscheint, und kontrollieren den Erfolg solcher Maßnahmen. Ebenfalls in den Aufgabenbereich von Performance Marketing Managern fallen Direktmarketingaktionen zum Beispiel via E-Mail oder die Schaltung von Werbebannern.
Bereits jetzt entstehen Philosophie-Beratungsfirmen wie Strategy of Mind oder ReD Associates, und Techfirmen wie IBM haben damit begonnen, Dichter, Drehbuchschreiber und Psychologen einzustellen. Auch Seelsorger, Coaches und Therapeuten stehen hoch im Kurs, und es ist zu erwarten, dass ihre Bedeutung noch zunehmen wird, wenn sich ganze Industrien und Berufsgruppen sowie das Konzept traditioneller Erwerbstätigkeit auflösen. Die große Herausforderung, und zugleich die große Chance, wird dann sein, menschliche Arbeit radikal anders zu definieren und uns alternative Quellen von Sinn und Identität zu erschließen.
Unternehmen können dabei entscheidend mitwirken: Indem sie früh aufklären, den oft unheimlichen Technologie-Jargon in zugänglichere Sprache übersetzen und Menschen schon heute ermöglichen, ihre beruflichen Identitäten vielfältiger zu gestalten und sich durch disziplinfremde Projekte oder firmenexterne Praktika ständig aufs Neue auszuprobieren. Der Profi der Zukunft wird immer wieder Amateur sein.
Unternehmen werden auch in ihrer Beziehung zu ihren Mitarbeitern immer mehr zu Plattformen. Es ist nicht verwunderlich, dass Firmen dann nur noch über eine übergreifende Vision inspirieren und einen Zusammenhalt schaffen können. Wirkungsvoll wird diese, wenn sie unmittelbar an die individuelle Vision der Mitarbeiter geknüpft ist. Die Berliner Designfirma IXDS beispielsweise sieht sich als „entrepreneurial platform“ und experimentiert damit, ihre Angestellten Rolle und Projekte selber wählen zu lassen, und das auch noch im Rahmen einer Vier-Tage-Woche.
Das eigene Leben aus Eigenantrieb nicht nur produktiv, sondern sinnerfüllt zu gestalten, innerhalb oder außerhalb von Unternehmen, jenseits des Jobs oder sogar ganz ohne Erwerbstätigkeit – das wird die wichtigste Arbeit der Zukunft werden.