Autonom und vernetzt Wie die Dekra China bei Lkw-Tests unterstützt

Lkw von FAW in Produktion Quelle: imago images

Das Lkw-Geschäft in China brummt. Nun sollen die Fahrzeuge vernetzt und automatisiert werden. Bevor sie auf die Straße dürfen, müssen sie getestet werden. Dafür bekommt China mit der Dekra nun Hilfe aus Deutschland.

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Vernetzten und automatisierten Nutzfahrzeugen gehört die Zukunft. Geht es nach der Bezirksregierung des chinesischen Stadtbezirks Tianning, soll die Region zum Vorreiter der neuen Technologie werden. Eine Testanlage in Tianning soll das Qualitäts- und Sicherheitsniveau chinesischer Nutzfahrzeuge steigern. Hilfe für das Vorhaben kommt aus Deutschland: die Prüfgesellschaft Dekra unterstützt die Tests der chinesischen Behörden.

Neben der Bezirksregierung und der 1925 in Berlin gegründeten Dekra ist ein Forschungsinstitut des chinesischen National ITS Center an dem Projekt beteiligt. Zusammen wollen die drei Partner Möglichkeiten zum Bau der Testinfrastruktur ausloten. Der gemeinsame Betrieb der Anlage ist der Plan der Dekra. Dafür werde man eng mit dem chinesischen ITS-Institut zusammenarbeiten. Zuvor muss allerdings der Bau der Anlage beschlossen werden. Die benötigten Grundstückflächen soll die Bezirksregierung zur Verfügung stellen und die Testbasis politisch fördern.

Das Potential der automatisierten Fahrzeuge

Das Testgelände in Tianning ist für Lkw gedacht. Die Automatisierung soll über bestehende Assistenzsysteme hinausgehen und die Fahrzeuge sicherer machen. Seit 2015 sind die meisten Lkw serienmäßig mit einem Notbremsassistenten ausgestattet. Das ist laut Dekra auch notwendig, da die Masse eines beladenen Lkw in der Regel zu besonders schweren Unfallfolgen führe. „Solche Unfälle können moderne Notbremsassistenzsysteme in vielen Fällen vermeiden oder zumindest die Unfallschwere deutlich verringern“, sagt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands der Dekra SE.

Weniger verbreitet sind heutzutage Abbiegeassistenten, die gerade kleinere Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer schützen sollen. „Die Entwicklung der Unfallzahlen geht zurzeit in die richtige Richtung, aber wir dürfen in unseren Anstrengungen für die Verkehrssicherheit nicht nachlassen“, fordert Klinke. Daher nun das Engagement der Dekra in der Automatisierung und Vernetzung. Die Technologien könnten nämlich dafür sorgen, dass ein Fahrassistent den Lkw steuert und potentielle Gefahren frühzeitig erkennt, sodass der Notbremsassistent erst gar nicht einspringen muss.

Denkbar wäre zum Beispiel, dass der Fahrassistent feste Autobahnfahrten übernimmt. Damit der Fahrer die Verantwortung an das Lkw-System abgeben kann, braucht es eine genaue Prüfung, an der die Dekra in China beteiligt sein soll: „Automatisierung und Vernetzung sind entscheidende Faktoren für die Mobilität der Zukunft“, unterstreicht Clemens Klinke. Es sei unverzichtbar, sicherzustellen, dass diese Technologien umfassend geprüft würden, bevor sie auf den Straßen zum Einsatz kämen.

China als Vorreiter

Tianning ist eine der wirtschaftlich am schnellsten wachsenden Bezirke in der fünftgrößten chinesischen Provinz Jiangsu. Lkw-Bauer MAN eröffnete hier bereits 2008 ein Werk. Doch nicht nur in der Region brummt das Geschäft mit den Lastwagen. Im vergangenen Jahr wurden in China 40 Prozent mehr Lkw verkauft als im Jahr zuvor. Die größten Anbieter heißen FAW, Dongfeng und Sinotruk. Weltweit verkaufte nur Marktführer Daimler mehr Nutzfahrzeuge als die drei größten Konkurrenten aus China.

So sieht die Zukunft von Lkw und Co. aus
In Hannover trifft sich die Transportbranche zu ihrer Weltleitmesse IAA Nutzfahrzeuge und zeigt mögliche Lösungen für die logistischen und umweltpolitischen Herausforderungen der Zukunft. Quelle: dpa
Der Mercedes Actros etwa ist in seiner in Hannover vorgestellten Form der erste Schwerlaster mit einem Kamerasystem statt eines Rückspiegels. Quelle: Bosch
Serienreifer E-Transporter Quelle: dpa
Der elektrische Citaro von Mercedes ist hier der Vorreiter eines heimischen Anbieters. Quelle: dpa
 Die Mercedes Studie Urbanetic beispielsweise transportiert normierte Fracht auf einer selbstfahrenden Plattform, selbstredend elektrisch. Quelle: Daimler
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Volvo Trucks Studie Vera, eine selbstfahrende Sattelzugmaschine, die bereits ohne Fahrerhaus auskommt. Quelle: Volvo
Lkw fahren in Selchow bei einer Demonstration des Platooning im autonomen Fahren auf der nichtgenutzten Südbahn des Flughafens Schönefeld. Quelle: dpa

Das riesige chinesische Lkw-Geschäft zieht nun die Dekra ins Reich der Mitte. Denn die dort gewonnene Erfahrung bei der Prüfung der modernen Lkw könnte auch in Deutschland helfen. Bei der Automatisierung von Lkw geht es auch hierzulande voran: Auf einer 145 Kilometer langen Strecke auf der A9 testet die DB-Schenker seit Juni gemeinsam mit der Hochschule Fresenius und MAN in regelmäßigen Abständen zwei digital vernetzte Laster. Die transportieren auf der Strecke zwischen Nürnberg und München bereits Waren wie Maschinenteile hin und her – ein Fahrer sitzt nur im Führerhaus, um zur Not eingreifen zu können. Eventuell ist in China mit Hilfe der Dekra ja bald mehr als ein Testbetrieb möglich.

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