Das Herzstück der Forschung am MIT ist das Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory – das größte interdisziplinäre Labor der Eliteuni. Über 50 Forschungsgruppen arbeiten hier an den verschiedensten Projekten. Das Ziel ist, wie auch im Silicon Valley oft gepredigt, die Lösung der meisten Probleme, wenn nicht gar die Rettung der Welt. Hier sollen Lösungen, so die Eliteuni, für die „wichtigsten nationalen und globalen Herausforderungen gefunden“ werden. Mag das Ziel auch überheblich klingen, die beste Grundlage dafür ist vorhanden: Die idealen Forschungsbedingungen locken Talente aus aller Welt an.
Technologische Zukunft mit KI & Co.
„Das MIT geht mit seinem fachübergreifenden Ansatz genau den richtigen Weg“, sagt auch Absolvent Lawton von Rethink Robotics – und hebt an zum Lob seiner Alma Mater. Die einzelnen Teilgebiete – Robotik, künstliche Intelligenz, Augmented Reality – würden immer mehr miteinander verschmelzen: „Boston lebt davon, nicht in Nischen, sondern im großen Ganzen zu denken.“ Die Zeit sei bald vorbei, in der Roboter monotone Tätigkeiten ausführen. „Unsere Produkte sollen mit Hirn statt mit Muskelkraft überzeugen“, sagt Lawton. Statt passiv ihre Arbeit zu verrichten, sollen die Roboter mehr und mehr mitdenken. Oder den Mitarbeitern – dank Augmented Reality – „sprichwörtlich die Augen öffnen“.
Berlin, auf Wiedersehen
Wie dieses Augenöffnen aussehen kann, zeigt das deutsche Unternehmen Scopis. Die Berliner sorgen mit ihrer Technologie für mehr Präzision bei komplizierten Operationen – und erleichtern so Chirurgen die Arbeit. Scopis bietet eine Art „Navigationssystem für Ärzte“ an, sagt Firmengründer Bartosz Kosmecki. Denn bisher mussten Mediziner bei Operationen – etwa bei der Entfernung eines Hirntumors – ihren Weg zum Geschwür Schritt für Schritt, während des Eingriffs, finden. Mit dem AR-System von Scopis können die Ärzte Weg und Ziel anhand von Aufnahmen mithilfe von Magnetwellen (Magnetresonanztomografie) vorab planen. Die AR-Technologie blendet diese Idealroute dann in Livebilder aus dem Körper des Patienten ein, die der Chirurg während der OP sieht. So kann er er ohne Komplikationen zum Tumor gelangen. Und: Der Chirurg kann diesen auch komplett entfernen, da die AR-Systeme die genaue Position und Ausdehnung des tödlichen Fremdkörpers anzeigen. Zwischen 80.000 und 300.000 Euro kosten die Geräte von Scopis.
Zu Beginn konzentrierten sich die Berliner auf den deutschen und den europäischen Markt. Im Januar wagte das Unternehmen den Sprung in die USA. Mit der Unterstützung der „German Accelator Life Scienes“, einem Förderprogramm, unterstützt vom Bundeswirtschaftsministerium, sucht Kosmecki jetzt nach Kooperationspartnern und Geldgebern. „Die USA sind der größte und wichtigste Medizinmarkt der Welt. Da war die Expansion der logische nächste Schritt“, sagt Kosmecki. Die Wahl fiel recht schnell auf Boston. „Hier gibt es Talente, Wagniskapital und namhafte Mitbewerber.“
Schon jetzt sei das US-Abenteuer ein Erfolg. Die Gespräche mit potenziellen Partnern seien weit vorangeschritten; bald sollen sie Scopis-Produkte in ganz Amerika vertreiben. Scopis zieht nicht zurück nach Berlin. Im Steuerparadies Delaware haben die Gründer eine US-Tochter angemeldet. Und auch neue Büros angemietet – in Boston.