Gehälter EZB-Gewerkschaft fordert mehr Lohn

Die IPSO, die Gewerkschaft der EZB, fordert eine Anpassung der Gehälter. Der gefürchtet hohe Anstieg der Lebenshaltungskosten in Deutschland führe sonst zu „dauerhaftem Kaufkraftverlust“.

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Die Mitarbeiter der EZB sind derzeit auf eine Methode zur Gehaltsanpassung angewiesen, die sich an der Lohnentwicklung bei den nationalen Zentralbanken und anderen europäischen Institutionen orientiert und nicht an dem Standort, an dem sie tätig sind. Quelle: Paul Langrock/Zenit/laif

Während die Europäische Zentralbank (EZB) darauf wartet, dass sich der Anstieg der Inflation im Euroraum abschwächt, zeigen sich ihre Mitarbeiter weniger geduldig.

Die Gewerkschaft der Europäischen Zentralbank, die International and European Public Services Organisation (IPSO), fordert eine Aufstockung der diesjährigen allgemeinen Gehaltsanpassungen für das Personal.

Die von der EZB vorgeschlagene Erhöhung von 1,3 Prozent „schützt unsere Gehälter nicht mehr vor der Inflation“, schrieb die IPSO in der vergangenen Woche in einer Mail an die Mitarbeiter, die Bloomberg vorliegt.

Während die EZB eine mittelfristige Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt, dürften die Preise in Deutschland - wo die EZB ihren Sitz hat und viele ihrer Mitarbeiter leben - in diesem Monat um fast sechs Prozent steigen, warnte die Bundesbank diese Woche.

Aus diesem Grunde argumentierte die Gewerkschaft, dass die Diskrepanz zwischen den vorgeschlagenen Gehaltserhöhungen und den Lebenshaltungskosten zu einem „dauerhaften Kaufkraftverlust“ für die Mitarbeiter führen werde.

Forderung: Eigene Mitarbeiter schützen

„Selbst wenn der Anstieg der Inflation nur vorübergehend sein sollte - was wir alle hoffen - haben wir keine Garantie, unsere Verluste wieder auszugleichen“, heißt es in der Mail. „Die EZB ist nicht in der Lage (oder willens?), ihre eigenen Mitarbeiter gegen die Auswirkungen der Inflation zu schützen!“

Die Mitarbeiter der EZB sind derzeit auf eine Methode zur Gehaltsanpassung angewiesen, die sich an der Lohnentwicklung bei den nationalen Zentralbanken und anderen europäischen Institutionen orientiert und nicht an dem Standort, an dem sie tätig sind.

Dieses System wird angewandt, „weil es eine enge Verbindung zu den Gehaltsentwicklungen der nationalen Zentralbanken der Mitgliedstaaten, insbesondere derjenigen innerhalb des Euroraums, ermöglicht“, begründet ein EZB-Sprecher die Methode.

Für einen Indexierungsmechanismus

Die IPSO, deren Forderungen am Dienstagabend erstmals von Politico veröffentlicht wurden, plädiert für einen Indexierungsmechanismus, der die Lohnzuwächse an die Inflation in Deutschland oder im Euroraum koppelt, um mögliche Spannungen zu vermeiden.

Ein solcher Ansatz könnte von politischen Entscheidungsträgern als beunruhigend empfunden werden, da sie befürchten, dass die Löhne in den Volkswirtschaften der Region zu schnell ansteigen und höhere Preise zu einem dauerhaften Problem werden könnten.

Bei einer Anhörung im Europäischen Parlament in der vergangenen Woche bezeichnete EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Abkehr von den Indexierungssystemen seit den 1970er Jahren als „eine Verbesserung“.

Doch diese Umstellung in Verbindung mit der geringeren Verhandlungsmacht der Gewerkschaften hat wahrscheinlich auch zu der gedämpften Lohn- und Preisentwicklung in den letzten zehn Jahren beigetragen, in denen die EZB beispiellose Konjunkturmaßnahmen ergriffen hat, um Deflationsrisiken abzuwehren.

„Wir schaffen keine Inflation oder eine Lohn-Preis-Spirale, wenn wir die Gehälter der EZB-Mitarbeiter an die Inflation anpassen“, sagte Carlos Bowles, Vizepräsident von IPSO und Ökonom bei der EZB. „Wenn die EZB eine Rolle bei der Inflation spielt, dann über ihre Geldpolitik und nicht über den Mechanismus, mit dem sie die Gehälter ihrer Mitarbeiter anpasst.“

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