Geldpolitik Anleger rechnen mit Doppelschlag bei Leitzins in Großbritannien noch 2021

Im November soll es die erste Straffung geben, im Dezember wird dann die zweite folgen. So will die Zentralbank die Inflationsgefahr überwinden.

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Derzeit liegt der Leitzins in Großbritannien bei 0,1 Prozent. Quelle: Reuters

Nach jüngsten Signalen des Zentralbankchefs in Großbritannien stellen sich Anleger auf zwei Leitzinserhöhungen bis zum Jahresende ein. An den Terminmärkten wurde am Montag eine Anhebung um 15 Basispunkte im November sowie eine weitere Straffung im Dezember vorweggenommen, die dann eine Anhebung um 25 Punkte bringen soll. Im kommenden Jahr werden aus Sicht der Finanzmärkte weitere drei Schritte nach oben folgen, womit der Leitzins auf 1,25 Prozent ansteigen würde. Damit wären die Londoner Währungshüter im Kreis der großen Zentralbanken weltweit die ersten, die sich mit einer kräftigen geldpolitischen Straffung gegen Inflationsgefahren stemmen würden.

Noch vor zwei Wochen war Anlegern eine Zinserhöhung in diesem Jahr eher unwahrscheinlich erschienen. Der Chef der Bank of England, Andrew Bailey, hatte ihnen am Sonntag einen Wink mit dem Zaunpfahl gegeben und gesagt, es gelte zu handeln, wenn man mittelfristig das Risiko von Inflation sehe: „Und deshalb haben wir bei der Bank of England signalisiert, und dies ist ein weiteres solches Signal, dass wir handeln müssen“, fügte er hinzu.

Derzeit liegt der Leitzins in Großbritannien bei 0,1 Prozent. Am Mittwoch stehen die Inflationsdaten für Großbritannien an. Experten erwarten, dass die Jahresteuerung angesichts rasant steigender Energiepreise und infolge von Lieferengpässen im September wie bereits im August bei 3,2 Prozent liegen wird. Die Inflation ist bereits weit über das Ziel der BoE von 2,0 Prozent hinausgeschossen. Und die Bank of England macht sich darauf gefasst, dass die Teuerung noch dieses Jahr die Vier-Prozent-Marke erreichen wird, bevor der Preisdruck nächstes Jahr allmählich nachlassen wird.

Die Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs erwarten nun, dass die Währungshüter am 4. November mit einer Zinserhöhung gegenhalten. Auch Ökonom James Smith von der Bank ING sieht dies als zunehmend wahrscheinlich an: „Doch die von den Investoren eingepreiste rasche Abfolge von Erhöhungen scheint zu extrem zu sein“, fügte er an. Experten der Bank RBC geben auch zu bedenken, dass in dem für die geldpolitischen Beschlüsse zuständigen neunköpfigen Ausschuss drei bis vier Mitglieder gegen Zinserhöhungen im laufenden Jahr seien.

Großbritannien leidet wie viele andere Industrieländer unter Lieferkettenproblemen, rasant steigenden Energiepreisen und Fachkräftemangel. Doch hat der Ausstieg des Landes aus der EU die Probleme verschärft. Premier Boris Johnson hat eingeräumt, dass der Brexit zu Spannungen in den Lieferketten und bei den Arbeitskräften geführt habe, die sich insbesondere bei Materialengpässen und Logistikproblemen zeigten.

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