Geldpolitik EZB-Ratsmitglied Holzmann hält ein Ende der Anleihekäufe im Herbst 2022 für möglich

Der Chef der österreichischen Notenbank erwartet, dass die Inflationsentwicklung den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik rechtfertigen wird.

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Der Ausstieg aus der Negativzins-Ära wäre ein wichtiges Signal an die Bevölkerung und die Marktteilnehmer. Quelle: Bloomberg

Die Europäische Zentralbank könnte ihre Anleihekäufe bereits im September nächsten Jahres einstellen, wenn sich die Inflation nachhaltig dem offiziellen Zielwert nähert. Dies stellte Ratsmitglied Robert Holzmann in Aussicht. Dabei verwies er darauf, dass das 2015 eingeführte APP darauf ausgelegt worden sei, den Anstieg der Verbraucherpreise wieder auf zwei Prozent zu heben.

„Der Wegfall der Bedingung und damit das Ende des Programms könnte also – je nach Inflationsentwicklung – im September oder Ende des Jahres kommen“, sagte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank am Mittwoch bei einer Veranstaltung in London.

„Ich würde nicht viel Geld darauf wetten, dass die Inflation Ende 2022 unter zwei Prozent liegen wird“, sagte Holzmann. Modelle deuten jedoch darauf hin, dass die Teuerung 2023 oder 2024 unter dieses Niveau sinken werde, fügte er hinzu.

Holzmann sprach sich gegen Änderungen am konventionellen Anleihekaufprogramm aus und auch gegen eine weitere Runde von gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften mit dem Ziel, die Banken zur verstärkten Kreditvergabe an die Realwirtschaft zu bringen.

„Die uns vorliegenden Datenanalysen zeigen, dass die zusätzlichen Kreditvergabeeffekte sehr gering waren“, betonte Holzmann. „Ich sehe keinen Grund für eine weitere Runde – der wirtschaftliche Effekt ist gering.“

Holzmann gilt im EZB-Rat als besonderer Hardliner, aber auch als weniger einflussreich als sein deutscher Kollege Jens Weidmann oder der Holländer Klaas Knot.

Der Markt zeigte sich von seinen Bemerkungen wenig beeindruckt; die Renditen italienischer zehnjähriger Staatsanleihen zogen am Donnerstagvormittag nur um einen halben Basispunkt an.

In fünf Wochen entscheidet die EZB über den weiteren geldpolitischen Kurs für die Zeit nach der Pandemie. Während Präsidentin Christine Lagarde signalisiert hat, dass die Pandemiekäufe wie geplant im März enden werden, gibt es keinen Konsens darüber, was mit dem konventionellen Anleihekaufprogramm der Notenbank geschehen soll, das derzeit 20 Milliarden Euro pro Monat umfasst.

Die Inflation im Euro-Raum – die in den Jahren nach der globalen Finanzkrise gedämpft war – ist inzwischen doppelt so hoch wie der offiziell angestrebte mittelfristige Zielwert.

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