
Die EZB sollte sich laut Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik stärker nach den zugrundeliegenden Inflationstrends richten. „Es ist in der Tat Zeit, dass wir unseren Fuß vom Gas nehmen“, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag auf einer Veranstaltung der Zeitschrift „The Economist“. Dies sei auf der jüngsten Ratssitzung beschlossen worden. „Allerdings sollten wir auf kurzfristige Schwankungen der Energiepreise nicht überreagieren und uns stattdessen mehr auf die zugrundeliegende Inflation und auf die mittlere Frist konzentrieren,“ fügte er hinzu.
Angetrieben von explodierenden Energiepreisen ist die Inflation in der Euro-Zone im Februar auf den Rekordwert von 5,9 Prozent geklettert. Die Teuerung ist damit fast drei mal so hoch wie das Zwei-Prozent-Ziel der Währungshüter, das sie als optimalen Wert für die Wirtschaft anstreben. Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und unverarbeitete Lebensmittel nahm die Inflation ebenfalls zu. Allerdings lag diese sogenannte Kernrate im Februar mit 2,9 Prozent deutlich unter der allgemeinen Inflationszahl.
Villeroy äußerte sich auch zur Energiewende. Diese könne sich sowohl positiv als auch negativ auf die Inflation auswirken, sagte er. Die Folgen für die Energiekosten würden jedoch wahrscheinlich zu einem gewissen Inflationsdruck führen, merkte er an. Klimaschutzpolitik sei jedoch nicht für den aktuellen Anstieg der Energiepreise verantwortlich.