Geldpolitik EZB-Ratsmitglied Villeroy spricht sich für Zinswende aus

Es sei der „offensichtlichst nächste Schritt“, die Zinsen Richtung Null zu lenken, sagt Francois Villeroy. Mit seinen Äußerungen verstärkt er den Trend der Eurokäufe.

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„Die Inflation ist nicht nur höher, sondern auch viel breiter“, sagte er. Quelle: Reuters

Angesichts der hohen Inflation gerät die Europäische Zentralbank laut dem französischen EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau unter Handlungsdruck. Villeroy sprach sich am Freitag für ein Ende der Anleihenkäufe in der zweiten Jahreshälfte aus, das als Voraussetzung für eine Zinserhöhung gilt.

Die Gründe, über den Juni hinaus mit Zukäufen solcher Papiere geldpolitisch auf dem Gaspedal zu bleiben, lägen nicht auf der Hand: „Die Inflation ist nicht nur höher, sondern auch viel breiter“, sagte er. Die EZB könne nicht darüber hinwegsehen, auch weil die Inflationserwartungen anscheinend immer weniger bei 2 Prozent verankert seien.

Villeroy bezeichnete es zudem als vernünftig, bei den Zinsen bis spätestens Ende des Jahres wieder in den positiven Bereich zu gelangen - vorausgesetzt, es komme nicht zu unvorhersehbarem neuen Störfeuer. Er nannte es den „offensichtlichsten nächsten Schritt“, die Zinsen Richtung Null zu lenken. Dafür kämen die nächsten Zins-Sitzungen in Frage, wobei Villeroy nicht näher auf den Zeitraum einging.

Anleger an den Finanzmärkten rechnen für das laufende Jahr mit drei bis vier Zinsschritten nach oben. Zurzeit liegt der Leitzins bei 0,0 Prozent. Zugleich müssen Banken Strafzinsen berappen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken. Dieser sogenannte Einlagesatz ist aktuell bei minus 0,5 Prozent.

Wenn sich die EZB aus dem Zinskeller herausbewege, könnten die Banken größere Margen einstreichen und profitabler arbeiten, sagte das EZB-Ratsmitglied. Zugleich werde ihre Fähigkeit gesteigert, Kredite zu vergeben. Allerdings sei dieser Punkt keine ausgemachte Sache.

Mit Blick auf die Inflation gilt es laut Villeroy auch sorgsam auf den Wechselkurs zu achten. „Wir haben zwar kein Wechselkursziel, aber das Niveau des Euro spielt bei der importierten Inflation eine wichtige Rolle“, sagte der Währungshüter: „Ein zu schwacher Euro würde unserem Preis-Stabilitätsziel zuwiderlaufen.“

Anleger greifen zum Euro

Das Villeroy für ein Ende der Wertpapierkäufe im Juni und die Anhebung des Einlagensatzes in den positiven Bereich bis zum Jahresende plädierte, verstärkte zudem den Trend der Eurokäufe. Denn in Erwartung einer nahenden Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) kaufen Anleger die Gemeinschaftswährung. Der Euro verteuerte sich binnen Minuten auf 1,0541 von 1,0499 Dollar.

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