Geldpolitik Lagarde: Kein Geldpolitik-Gleichklang zwischen USA und Euro-Zone

„Aus geografischen Gründen ist Europa dem Krieg viel stärker ausgesetzt als die USA“, sagte Lagarde. Quelle: Reuters

Der Ukraine-Krieg wirkt sich der EZB-Präsidentin zufolge unterschiedlich auf die Volkswirtschaften der USA und im Euro-Raum aus. Das habe vor allem geografische Gründe.

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Die Euro-Zone und die USA werden aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde in absehbarer Zukunft keinen Gleichklang in der Geldpolitik haben. Der Krieg in der Ukraine habe erheblich unterschiedliche Auswirkungen für beide Volkswirtschaften, sagte Lagarde am Montag auf einer Veranstaltung. „Unsere Geldpolitiken werden nicht in dem exakt gleichem Rhythmus laufen“, sagte sie. Die beiden Volkswirtschaften hätten sich bereits vor dem Krieg in der Ukraine an unterschiedlichen Stellen im konjunkturellen Zyklus befunden.

„Aus geografischen Gründen ist Europa dem Krieg viel stärker ausgesetzt als die USA“, sagte Lagarde. Die US-Wirtschaft sei weniger abhängig als die europäische von Rohstoffimporten. Außerdem werde sie beim Handel geringer betroffen sein. Hochschnellende Energiekosten haben die Inflation in der Euro-Zone im Februar bereits auf ein Rekordhoch von 5,9 Prozent getrieben. Die Teuerung schießt damit immer weiter über die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent hinaus. Da in Folge der russischen Invasion der Ukraine auch mit einem Anstieg der Lebensmittelpreise zu rechnen ist, dürfte der Inflationsschub die Kaufkraft der Verbraucher empfindlich schmälern. Die EZB-Volkswirte haben bereits ihre Wachstumsprognosen für das laufende und kommende Jahr gesenkt.

Kampf gegen Klimawandel treibt Inflation anfangs an

Die US-Notenbank Fed leitete trotz des Ukraine-Kriegs bereits die Zinswende ein. Sie hievte vergangene Woche den Leitzins am Mittwoch um einen Viertel Punkt auf die neue Zielspanne von 0,25 bis 0,50 Prozent. Die EZB hatte zuvor zwar den Boden für eine Zinswende bereitet, den Zeitpunkt dafür aber weiter offengelassen. Die Euro-Wächter wollen ihre milliardenschweren Anleihenkäufe jetzt schneller zurückfahren und im Sommer ganz auslaufen lassen, wenn es der Inflationsausblick erlauben sollte. Dies gilt als Voraussetzung für eine Anhebung der Zinsen.

Aus Sicht von Lagarde werden zudem die Anstrengungen Europas im Kampf gegen den Klimawandel auf kurze bis mittlere Sicht die Inflation anschieben. Langfristig werde dies aber zu einer Senkung der Preise führen, führte sie aus. Die europäischen Staats- und Regierungschefs arbeiten an Plänen zur Beschleunigung des Wandels in Richtung einer „grünen“ Wirtschaft. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Europäische Union nach Russlands Einmarsch in die Ukraine ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas verringern will.

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