Geldpolitik Lagarde und Lane äußern sich zu Auswirkungen des Coronavirus auf Europas Wachstum

Das Coronavirus breitet sich weiter aus – und sorgt damit auch für Unsicherheiten für die Konjunktur. Die Notenbanken würden das beobachten, so Lagarde.

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Die Konjunktur im Währungsraum zieht derzeit nur leicht an. Quelle: dpa

Das Coronavirus in China sorgt nach Worten von EZB-Chefin Christine Lagarde bei Europas Wirtschaft für weitere Risiken. Die kurzfristigen Unsicherheiten für die Konjunktur gingen vor allem auf globale Risiken wie die Handelsstreitigkeiten und geopolitischen Konflikte zurück – und jetzt auch „auf den Ausbruch des Coronavirus und seine potenziellen Auswirkungen auf das weltweite Wachstum“, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch in Paris.

„Doch während die Gefahr eines Handelskrieges zwischen den USA und China zurückgegangen zu sein scheint, sorgt das Coronavirus für weitere Unsicherheit.“ Die Notenbank beobachte dies weiter genau.

Die Konjunktur im Währungsraum zieht derzeit nur leicht an. Im Schlussquartal 2019 hatte das Bruttoinlandsprodukt in den 19 Euro-Ländern nur minimal um 0,1 Prozent zugelegt. Das Wachstum sei schwach ausgefallen, aber im Rahmen der Erwartung der EZB, sagte Lagarde.

Das Ifo-Institut sieht kaum Auswirkungen auf die Konjunktur in Deutschland, sollte sich das Wirtschaftswachstum in China wegen des Coronavirus abschwächen. Die deutsche Wirtschaft würde nur um 0,05 Prozent weniger zulegen, sollte das Virus Chinas Konjunktur ebenso stark eintrüben wie es 2003 durch die Infektionskrankheit Sars geschah, sagte Ifo-Experte Timo Wollmershäuser der „Zeit“.

Die Folgen wären so glimpflich, weil eine Epidemie vor allem die Konsumnachfrage dämpft – und damit Reisen, Restaurantbesuche und Einkäufe. „Für Deutschland ist es aber praktisch irrelevant, wenn der Konsum in China zurückgeht.“ Deutsche Firmen lieferten kaum Konsumgüter dorthin.

Auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hält kurzfristig negative Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft durch das Coronavirus für möglich. Doch lehre die Erfahrung mit früheren Pandemien wie etwa Sars, dass es meist keine langfristigen Effekte gebe, sagte er am Mittwoch in Berlin vor Reportern. „Normalerweise dauert so etwas nicht ewig. Wenn es vorbei ist, erholen sich die Märkte und die Wirtschaft.“ Nun hänge es entscheidend davon ab, wie schnell die Virus-Ausbreitung eingedämmt werde.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hatte jüngst vor vorschnellen Reaktionen der Zentralbank auf das Virus gewarnt. Damit sollte man sehr vorsichtig sein, sagt er. Man befinde sich in der ersten Phase des Coronavirus-Ausbruchs.

Japans Zentralbank (BoJ) ist bereit zum geldpolitischen Handeln, sollte das Coronavirus die konjunkturellen Aussichten eintrüben. Der stellvertretende BoJ-Chef Masazumi Wakatabe signalisierte am Mittwoch, eine Lockerung der Geldpolitik stehe zwar nicht unmittelbar bevor. Die Risiken blieben allerdings hoch und beträfen auch wachsende Unsicherheit, wie die Ausbreitung des Virus Chinas Wirtschaft und die globale Konjunktur bremsen könnte.

Auch die US-Notenbank beobachtet die Situation aufmerksam. „Wenn Chinas Wirtschaft sich verlangsamt, spüren wir das“, erklärte Fed-Chef Jerome Powell vergangene Woche.

An den Folgen des in China ausgebrochenen Coronavirus sind bereits fast 500 Menschen gestorben. Die Zahl der bestätigten Infektionen liegt bei über 24.000. Angesichts der akuten Gefährdungslage haben mehr als 40 ausländische Airlines den Flugverkehr nach China ausgesetzt. Auch in der Volksrepublik gibt es Verkehrseinschränkungen wegen der Virus-Krise. Die Millionenstadt Wuhan, wo das Virus zuerst nachgewiesen wurde, wurde als erste abgeriegelt.

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