Geldpolitik Schweizer Leitzins stabil erwartet – Interventionen gegen Franken-Aufwertung

Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass der schweizer Leitzins bei minus 0,75 Prozent bleiben wird. Den Zins erhöhen werden sie wohl erst, nachdem es die EZB tut.

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Die Landeswährung dürfte die Notenbank weiterhin als „hoch bewertet“ einstufen. Quelle: imago images/Andreas Haas

Eine Änderung des Leitzinses in der Schweiz ist nach einhelliger Einschätzung von Ökonomen trotz des jüngsten Anstiegs des Franken zum Euro auf den höchsten Stand seit mehr als sechs Jahren nicht zu erwarten. Alle 32 von Reuters befragte Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag an ihrem Leitzins von minus 0,75 Prozent festhalten wird. Auch die Strafzinsen für Geld, das Banken bei der Zentralbank parken, dürfte bei 0,75 Prozent bleiben.

Das dreiköpfige SNB-Direktorium um Notenbankchef Thomas Jordan dürfte zu Devisenmarktinterventionen greifen, um einen wirtschaftsschädlichen Wertzuwachs des Frankens zu unterbinden, erwartet das Gros der befragten Volkswirte. Die Landeswährung dürfte die Notenbank ungeachtet des jüngsten Anstiegs gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit Juli 2015 weiterhin als „hoch bewertet“ einstufen.

Solange die Aufwertung gegenüber der Hauptexportwährung nicht zu schnell oder zu stark erfolge und auf Fundamentaldaten wie Zinssätzen und Inflationsunterschieden zwischen der Schweiz und der Euro-Zone beruhe, dürfte die Notenbank damit kein Problem haben, sagte Valentin Bissat, Ökonom bei Mirabaud. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,0410 Franken.

„Insgesamt denken wir, dass die SNB die Gelegenheit nutzen wird, um zu betonen, dass die Inflation – und damit die Normalisierung der Geldpolitik – in der Schweiz weniger ein Thema ist als in anderen Ländern, und damit etwaigen hawkischen Erwartungen entgegenzuwirken“, erklärten die Volkswirte der UBS.

Fast alle Analysten, die die entsprechende Frage beantworteten, gehen zudem davon aus, dass die Schweizer Währungshüter eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) abwarten werden, bevor sie nachziehen.

Die SNB hält den Leitzins seit bald sieben Jahren historisch tief im negativen Bereich und greift zu Fremdwährungskäufen, um einen Anstieg der in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragten Landeswährung abzuwenden.

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