Geldpolitik US-Notenbank signalisiert straffere Geldpolitik ab Mitte November

Wachsendes Unbehagen über die hohe Inflation. Quelle: AP

Die Zeichen verdichten sich, dass die US-Notenbank ihre monatlichen Anleihekäufe bald reduziert. Ob sie bald auch die Zinsen erhöhen wird, scheint noch unklar.

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Die US-Notenbank wird voraussichtlich ab Mitte November ihre umfangreichen Konjunkturhilfen nach und nach zurückfahren. Ab dann könnte das sogenannte Tapering beginnen – also der Ausstieg aus dem billionenschweren Anleihekaufprogramm, das die Federal Reserve (Fed) zur Stabilisierung der Wirtschaft aufgelegt hatte, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der letzten Zinssitzung im September hervorging. Die Währungshüter waren sich aber uneins über den richtigen Zeitpunkt für eine Erhöhung der Leitzinsen, die bei null bis 0,25 Prozent liegen.

Bei der September-Sitzung seien die Teilnehmer zu der Einschätzung gekommen, dass die wirtschaftliche Erholung im Großen und Ganzen auf dem richtigen Weg sei und der Abschluss eines Tapering-Prozesses bis Ende Mitte 2022 angemessen sei, hieß es in dem Protokoll. Diskutiert worden sei darüber, die Anleihenkäufe jeden Monat um insgesamt 15 Milliarden Dollar zu reduzieren. Sollte die Fed die Entscheidung bei ihrem nächsten Treffen Anfang November fällen, könne das Tapering entweder Mitte November oder Mitte Dezember beginnen.

Die Fed kauft derzeit monatlich Anleihen im Volumen von 120 Milliarden Dollar am Markt auf. Powell hatte bei der jüngsten Notenbanksitzung im September signalisiert, das Volumen zu verringern, wenn sich weitere Fortschritte bei Arbeitslosigkeit und Preisstabilität einstellten. Im vergangenen Monat entstanden jedoch jüngsten Daten der Regierung zufolge nur 194.000 neue Stellen. Ökonomen hatte mit einem Zuwachs von 500.000 gerechnet.

Inflation legt überraschend stark zu

„Die Notenbanker lassen sich von den jüngsten Jobdaten nicht beeinflussen, sie sind mehr an den Fortschritten interessiert, die sich im Laufe des Jahres bislang gezeigt haben“, erklärten die Analysten vom Broker Capital Economics. Die Reduzierung der Anleihekäufe sei ausgemachte Sache, zeigte sich auch Ökonomin Kathy Bostjancic vom Oxford Economics Institut überzeugt. Es gehe jetzt nur noch darum, wie schnell das Tapering voran gehe. „Die viel größere Frage ist, ob die Fed aggressiver und schneller die Zinsen anheben wird wegen der Inflationsdynamik.“



In den Protokollen ließ sich die Fed diesbezüglich nicht in die Karten schauen. Verschiedene Notenbanker seien der Meinung, die Zinsen müssten angesichts der konjunkturellen Bedingungen noch für ein paar Jahre auf dem aktuellen Niveau bleiben. Ein paar weitere hielten eine Anhebung Ende 2022 für realistisch.

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Fed-Chef Jerome Powell hatte bei der letzten Sitzung eine Zinserhöhung für 2022 signalisiert. Die Inflation, auf deren Entwicklung die Fed neben den Arbeitsmarktdaten besonders eng schaut, legte im September überraschend stark um 5,4 Prozent zu. Experten hatten damit gerechnet, dass die Inflationsrate auf dem August-Niveau von 5,3 Prozent verharrt. „Die Protokolle zeigen, dass die Fed immer noch denkt, der Inflationsanstieg sei nur vorübergehend“, sagte Marktanalyst Edward Moya vom Brokerhaus Oanda. „Das könnte sich als Trugschluss herausstellen.“

Mehr zum Thema: Auch die EZB macht sich zunehmend Sorgen wegen der hohen Inflation. Zu Recht. Denn die hartnäckig hohen Teuerungsraten stürzen die Notenbank in ein schweres Dilemma.

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