Gewerkschaft Verdi will Härten für Commerzbank-Mitarbeiter vermeiden

Der Commerzbank-Chef muss bei dem geplanten Stellenabbau mit scharfer Gegenwehr rechnen. Die Gewerkschaft Verdi will betriebsbedingte Kündigungen ausschließen.

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Der Commerzbank-Vorstand will in den kommenden Jahren weltweit 10.000 Stellen streichen. Quelle: Reuters

Der geplante Abbau Tausender Stellen bei der Commerzbank alarmiert die Gewerkschaft Verdi. Allein in Deutschland befürchtet die Gewerkschaft den Wegfall von 7000 Vollzeitjobs bei dem Institut. „Jetzt muss es darum gehen, die richtigen Instrumente auszuhandeln, damit Härten für die Belegschaft vermieden werden“, forderte Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann am Freitag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden

Unverständnis äußerte Wittmann darüber, dass sich der Vorstand durch Medienberichte gezwungen sah, die Eckpunkte der künftigen Strategie am Donnerstag vorzeitig zu veröffentlichen. „Man hat den Eindruck, es ist diesem Vorstand völlig egal, was das mit den Beschäftigten macht“, kritisierte der Gewerkschaftsvertreter, der Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrates ist.

Der Commerzbank-Vorstand mit dem seit Januar amtierenden Konzernchef Manfred Knof will von den zuletzt knapp 40.000 Vollzeitstellen (Stand Ende September) bis 2024 weltweit rund 10.000 streichen. Kurz nach Weihnachten hatten sich Management und Betriebsräte bereits auf den Abbau von 2300 Vollzeitstellen geeinigt.

In einigen Bereichen, etwa in der IT, könnte die Bank gleichzeitig Personal aufbauen, so dass der gesamte Abbau unter dem Strich geringer ausfallen könnte. Dazu machte der Vorstand aber bisher keine Angaben.

„Solch ein massiver Stellenabbau ist in dieser Kürze nicht akzeptabel und eine Gefahr für die Stabilität der Bank“, sagte Wittmann. „Wir halten die in der neuen Strategie vorgesehene Zeitschiene für den Personalabbau bis Ende 2023 für viel zu kurz.“

Standorte sollen halbiert werden

Das Filialnetz in Deutschland mit derzeit 790 Standorten will der Vorstand auf 450 fast halbieren. Gemeinsam mit der Online-Tochter Comdirect, die gerade in den Konzern integriert wird, will die Commerzbank verstärkt auf digitale Angebote setzen.

Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hatte, will das teilverstaatlichte Institut die Kosten deutlich drücken. Bis 2024 sollen sie im Vergleich zum Jahr 2020 um 1,4 Milliarden Euro sinken. Kosten wird der Konzernumbau 1,8 Milliarden Euro. Die Hälfte dieser Restrukturierungskosten sind bereits verbucht.

Der Aufsichtsrat befasst sich in einer Sondersitzung am kommenden Mittwoch mit den Plänen, danach will der Vorstand den künftigen Kurs festzurren. „Inhaltlich können wir diese Strategie weitgehend mittragen, weil sie vom Zielbild richtig ist“, sagte Verdi-Vertreter Wittmann. Mit 450 Filialen bleibe die Commerzbank wie gefordert in der Fläche präsent.

Auch im Firmenkundengeschäft deute sich nun die richtige Akzentsetzung an, sagte Wittmann: Statt die Bank international zu einem großen Spieler in diesem Segment zu machen, wolle sich das Management jetzt im Auslandsgeschäft darauf konzentrieren, deutsche Firmenkunden dort zu unterstützen.

Der Staat ist nach der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 größter Aktionär der Commerzbank. Aus Sicht von Linke-Parteichef Bernd Riexinger muss das Vorgehen der Commerzbank der Bundesregierung eine Lehre sein. „Die Weigerung der Regierung, für mit Steuergeld gerettete Unternehmen und ihre Beschäftigten auch Verantwortung zu übernehmen, rächt sich einmal wieder.“

Die Bundesregierung müsse aus solchen Erfahrungen Konsequenzen ziehen und Geld nur noch mit klaren Bedingungen zur Unternehmenspolitik oder in Form von stimmberechtigten Anteilen an gefährdete Unternehmen geben.

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