Greenwashing-Vorwürfe Deutsche Bank von Bafin wegen von Rohrs DWS-Rolle kontaktiert

Die Ermittlungen zu den Greenwashing-Vorwürfen gegen die Fondstochter der Deutschen Bank gehen weiter. Die Bafin nimmt jetzt die höchsten Ebenen der Bank ins Visier.

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Stärkung der Kapitalposition durch die Emission einer Nachranganleihe. Quelle: dpa

Die deutschen Aufsichtsbehörden verlangen im Rahmen einer umfassenderen Untersuchung des Vermögensverwaltungsgeschäfts der Deutschen Bank AG im Zusammenhang mit Greenwashing-Vorwürfen weitere Informationen über die Rolle Karl von Rohrs, des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Bank. Dies verlautete von Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Die Bafin hat sich demnach mit dem Kreditinstitut in Verbindung gesetzt, um mehr über von Rohrs Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der DWS Group zu erfahren, so die Personen, die darum baten, nicht namentlich genannt zu werden, da es um vertrauliche Informationen geht.

In dieser Position nahm er Beschwerden der inzwischen entlassenen Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung des Unternehmens entgegen und war an der Prüfung ihrer Entlassung beteiligt, die auch ergab, dass die DWS nichts Falsches getan habe. Überdies zeichnete er den Geschäftsbericht ab, der jetzt wegen angeblich überhöhter ESG-Angaben untersucht wird.

Damit nimmt die Aufsicht nun die höchsten Ebenen der Deutschen Bank ins Visier. Die Bafin und die US-Behörden, darunter die Securities and Exchange Commission, haben mit der Untersuchung der DWS begonnen, nachdem die frühere Leiterin der Abteilung für Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, dem Fondsmanager vorgeworfen hatte, sein Engagement für ökologische, soziale und Governance-Investitionen übertrieben zu haben. Die DWS sagt, die Vorwürfe seien „unbegründet“.

Von Rohr reagierte nicht auf eine LinkedIn-Nachricht mit Bitte um Stellungnahme. Vertreter von DWS, Bafin und Deutscher Bank lehnten eine Stellungnahme ab. Die Süddeutsche Zeitung hatte zuvor berichtet, dass von Rohr in den Fokus von US-Behörden gerückt sei.

Die Untersuchungen bei der DWS haben die gesamte Fondsmanagament-Branche aufhorchen lassen, da Greenwashing - ein Begriff, der für übertriebene oder irreführende ESG-Aussagen verwendet wird - eine zunehmend aggressive Reaktion der Aufsichtsbehörden nach sich zieht.

Wertpapierfirmen in ganz Europa sahen sich dazu veranlasst, ihre Portfolios genauer anzuschauen, um sicherzustellen, dass sie nicht für ähnliche Untersuchungen anfällig sind, so mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Der Aktienkurs der DWS hat sich immer noch nicht von dem Ausverkauf erholt, der einsetzte, als der Markt von den Untersuchungen erfuhr. Fixler, die von der DWS kurz vor der Veröffentlichung der Jahresergebnisse entlassen wurde, sagt, sie habe versucht, das Management auf die ihrer Meinung nach irreführenden ESG-Zahlen aufmerksam zu machen.

Ihre Aussage als Whistleblowerin fließt sowohl in die Ermittlungen der SEC als auch der Bafin ein.

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