
Der Chef der Automotive-Sparte von Infineon rechnet erst für das kommende Jahr mit einer Entspannung bei den Halbleiterengpässen. Es dauere noch länger, bis die großen Chip-Auftragsfertiger ihre Kapazitäten erhöht hätten, sagte Peter Schiefer am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Hier sehe ich bis 2022 strukturelle Engpässe. Aktuell besteht in allen Branchen ein sehr hoher Bedarf, zugleich dauert es aber eine gewisse Zeit, bis die vielen bereits angekündigten Investitionen umgesetzt sind.“
In den eigenen Fabriken dürfte es dagegen schneller gehen, bis die Folgen der Corona-Unterbrechungen in Malaysia überwunden seien, sagte er. Hier seien die Aussichten für das vierte Quartal besser. Schon jetzt entspanne sich die Corona-Lage, fast alle eigenen Mitarbeiter seien geimpft. Mitte September eröffnet das Münchner Unternehmen eine weitere Chip-Fabrik in Villach in Österreich.
Infineon begrüße die Initiative von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, der sich für einen Ausbau der Kapazitäten in Europa starkmacht, sagte Schiefer. „Generell gilt: Wenn man heute entscheidet, eine Fabrik zu bauen, dann dauert es mindestens drei Jahre, bis sie fertig ist.“ Der US-Chiphersteller Intel hatte zuletzt Deutschland als Standort für eine neue Chipfabrik ins Spiel gebracht. Intel-Chef Pat Gelsinger befindet sich derzeit in Deutschland.
Die Gefahr von Überkapazitäten in der Chipbranche beim Bau weiterer Werke sieht Schiefer dagegen nicht. „Der Halbleiteranteil in den Autos ist gestiegen und wird weiter zunehmen“, sagte er. Selbst bei gleichbleibenden Auto-Verkaufszahlen seien Jahr für Jahr mehr Chips nötig. „Der Halbleiteranteil im Elektroauto ist fast doppelt so hoch wie beim Verbrenner, das ist ein starker Treiber für Chips im Automarkt.“