Ifo-Umfrage Kurzarbeit steigt erstmals seit Februar wieder

Ein Anstieg der Neuinfektionen, neue Maßnahmen fehlende Vorprodukte – die Krisen machen sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Besonders in einer Branche wächst die Zahl der Kurzarbeitenden.

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Die verschärften Maßnahmen von Bund und Ländern im Kampf gegen die Coronakrise machen Experten zufolge eine Rezession wahrscheinlicher. Quelle: dpa

Die Zahl der Kurzarbeitenden in Deutschland ist nach Berechnungen des Ifo-Instituts erstmals seit Februar wieder gestiegen – wenn auch nur leicht. Im November habe sie um 10.000 zum Vormonat auf insgesamt 608.000 zugelegt, wie die Münchner Forscher am Freitag auf Basis ihrer monatlichen Unternehmensumfragen und Daten der Bundesagentur für Arbeit schätzten. Das entspricht 1,8 Prozent der Beschäftigten.

Besonders in der Industrie wuchs die Zahl, und zwar von 271.000 auf 302.000 – das entspricht hier etwa 4,3 Prozent der Gesamtbeschäftigten. „Die Flaschenhals-Rezession, die durch fehlende Vorprodukte zustande kommt, macht sich hier bemerkbar“, sagte Ifo-Umfrageexperte Stefan Sauer dazu. Die Auftragsbücher der Industrie sind zwar so prall gefüllt wie noch nie. Die Produktion kann damit allerdings nicht mithalten, weil Vorprodukte wie Halbleiter fehlen.

Im Gastgewerbe gab es demnach einen Anstieg 35.000 auf 47.000 Beschäftigte (4,4 Prozent). Restaurants, Hotels und Bars belastet, dass viele Kunden angesichts der hohen Corona-Neuinfektionen lieber zu Hause bleiben. In anderen Branchen sank die Kurzarbeit.

Unmittelbar vor dem Corona-Ausbruch lag die Zahl der Kurzarbeitenden im Februar 2020 bei insgesamt 134.000. Im darauffolgenden März sprang sie auf 2,6 Millionen, ehe sie im April den Rekordwert von sechs Millionen erreichte.

Die verschärften Maßnahmen von Bund und Ländern im Kampf gegen die Coronakrise machen Experten zufolge eine Rezession wahrscheinlicher und könnten auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen. „Die Ausdehnung der 2G-Regel auf den Einzelhandel wird faktisch rund 15 Prozent der Erwachsenen aus den Geschäften verbannen“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer der Nachrichtenagentur Reuters.

Vor schwierigen Zeiten stünden aber auch Restaurants, Hotels, Kneipen und andere Dienstleister. „Ich erwarte mehr denn je, dass die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr schrumpfen wird“, so Krämer.

Mehr: Stagflation – Die Corona-Pandemie bringt ein Schreckgespenst aus den 70er-Jahren zurück

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