Ikea in der Innenstadt Köttbullar statt Kauflust

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Andere Kundschaft, anderes Sortiment

Kleiner sind die Flächen insgesamt auch deswegen, weil die Mietpreise im Zentrum gewöhnlich höher sind als am Stadtrand. Allerdings sei dies nicht prinzipiell ein Problem, sagt Burbach. „Ob sich der Mietpreis für eine Immobilie rechnet, ist eine Frage der Flächenproduktivität.“ Der CBRE-Experte geht davon aus, dass sich der Umsatz pro Quadratmeter in einer Innenstadtlage verdoppeln kann, weil die Häuser in besserer Lage andere Zielgruppen ansprechen können.

Wenn das Kinderbett "Gutvik" heißt
Essen, Wohnen, Leben: Ikea präsentiert sich gern als allumfassendes Wohlfühlpaket. Doch der schwedische Möbelkonzern hat sich schon den ein oder anderen Patzer geleistet. Wir haben einige Ausrutscher gesammelt. Quelle: dpa
Wenn derzeit die Buchstaben IS fallen, dann denkt der politisch interessierte Mensch sofort an Waffen, Gewalt und Islamisten. Denn die Abkürzung steht für die Terrorgruppe Islamischer Staat, die im Irak für Angst und Schrecken sorgt. Viele Menschen demonstrierten bereits für mehr Engagement bei der Bekämpfung von IS, so wie hier im Bild in Frankfurt am Main. Schlecht, wenn Ikea ausgerechnet in dieser Zeit ein Fehler unterläuft. Quelle: dpa
Im aktuellen Katalog taucht neben dem Bett auf dem Titelbild ein kleiner Roboter auf. Darauf zu sehen: die beiden Buchstaben IS. Dass dies ausgerechnet zu einer Zeit zu sehen war, in der diese beiden Buchstaben mit so viel Bedeutung aufgeladen waren, war mehr als unglücklich. Auf Anfrage der Nachrichtenseite Merkur Online erklärte Ikea denn auch schnell, dass dies nur „reiner Zufall“ gewesen sei. Es handelte sich lediglich um eine Deko für das Bild, die im Handel nicht einmal erhältlich ist. Quelle: Presse
Die Namen von Ikea-Möbeln sind legendär: Bei Billy denkt sofort jeder Kunde an das Regal, bei Pax an den Kleiderschrank, bei Killan an die Couch. Doch dass so ein Name auch anstößig sein kann, das zeigte Ikea unabsichtlich mit dem Kinderbett „Gutvik“. Auf Deutsch klingt das Produkt mehr als obszön. Wie es zu dem Namen gekommen ist? Die meisten Ikea-Produkte werden nach Orten in Schweden benannt. Dass das in Deutschland merkwürdig klingen könnte, hat in Schweden niemand bedacht: Die Namen werden gewöhnlich global vergeben. Auf schwedisch klingt das Wort übrigens schon nicht mehr ganz so dramatisch: Dort wird es „Gütwig“ ausgesprochen. Quelle: Presse
Längst nicht das einzige schwedische Wort, das auf Deutsch etwas merkwürdig anmutet. Auch der Apfelkuchen ist nicht gerade appetitlich betitelt. Die Künstlerin Judith Holofernes postete auf ihrer Facebook-Seite ein Produktbild mit dem Namen des Kuchens: „Äppelkaka“. Auch das dürfte in Deutschland nicht gerade die beste Werbung für den Kuchen sein. Quelle: Screenshot
Nicht nur Namenspannen waren bei Ikea teils unappetitlich. Ein Lebensmittelskandal brachte auch das Restaurant in Verruf. Zum Hintergrund: Ikea macht mit seinem Restaurant enormen Umsatz. Eines der beliebtesten Produkte dort: Köttbullar, schwedische Fleischbällchen. Doch 2013 kam im Rahmen eines Lebensmittelskandals heraus, dass in den Bällchen Pferdefleisch verarbeitet wurde. Der Aufschrei war groß. Vorsorglich stoppte Ikea den Verkauf deshalb. Inzwischen sind die Fleischbällchen aber zurück im Angebot. Quelle: dpa
Viele Konsumenten sind riesige Fans von Ikea. Einige besonders begeisterte Kunden haben deshalb die Webseite „Ikea Hackers“ gegründet. Darin präsentieren sie, wie sich Ikea-Produkte umbauen lassen – zum Beispiel das Modell Pax in einem begehbaren Kleiderschrank. Doch Ikea schickte der Betreiberin Mitte 2014 eine Abmahnung. Der Grund: Sie dürfe die Seite nur dann weiter betreiben, wenn sie keine Anzeigen mehr zeige. Die Folge: ein Shitstorm. Die schwedische Möbelkette lenkte schließlich ein. Die Seite durfte online bleiben. Quelle: Screenshot

Sein Kollege Renz vergleicht den Ikea in Hamburg-Altona mit dem Lebensmittelmarkt: Supermärkte seien in den Innenstädten lange nicht präsent gewesen, mit neuen Konzepten wie etwa „Rewe City“ habe sich das aber geändert. Das zeige sich nun auch bei den Möbelhäusern – und hat einen positiven Nebeneffekt: „Durch die Präsenz in der Stadtmitte könnten Einrichtungshäuser für den Kunden bald zum Alltag gehören“, sagt Renz.

Trotzdem sieht Burbach den Innenstadt-Ikea eher als Ergänzung denn als Ersatz für die bisherige Strategie. „Die Möbelhäuser in den Stadtzentren werden nicht die Ableger auf der grünen Wiese ersetzen“, sagt der Experte. Zudem liege der Ikea in Hamburg-Altona nicht in „Toplage am Jungfernstieg“, sondern lediglich zentral in einem Stadtteil, der gut erreichbar sei.

Um sich dauerhaft durchzusetzen, muss sich Ikea über neue Sortimente Gedanken machen, weil das Möbelhaus andere Kunden ansprechen wird. In Innenstädten gebe es eine „höhere Frequenz“ an Durchgangspublikum, erklärt Renz. Der Möbelkauf sei in der Innenstadt weniger komfortabel. „Mit demselben Sortiment wird das Konzept nicht funktionieren.“ Ikea müsse in Altona auf andere Artikel setzen. In Innenstädten gebe es eine „höhere Frequenz“ an Durchgangspublikum, erklärt Renz. Der Möbelkauf sei in der Innenstadt weniger komfortabel. „Mit demselben Sortiment wird das Konzept nicht funktionieren.“ „Möbel sind Zielkäufe, keine Spontankäufe“, sagt der Chef in Hamburg-Altona, Christian Mollerus. Es ist eine noch nicht gelöste Herausforderung, den Kötbullar-Esser zum Küchen-Käufer zu machen.

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