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Devisen weekly: Euro profitiert im Vorfeld der EZB-Ratssitzung. Brexit-Chaos setzt Pfund spürbar unter Druck.

EUR/USD: Im Wochenverlauf ist das Währungspaar EUR/USD wieder unter Druck geraten, sodass alle zu Wochenanfang realisierten Gewinne wieder abgegeben wurden. Auf europäischer Seite wurde die zuletzt erfahrende Unterstützung für den Euro durch eine vorläufige Beruhigung im Haushaltsstreit mit Italien von der Situation in Frankreich überschattet. Hier deutet sich an, dass Präsident Emmanuel Macron dem Druck der „Gilets Jaunes“ (Gelbwesten) nachgeben wird und somit durch kostenintensive Sozialmaßnahmen das Maastricht-Defizitkriterium von 3% ebenfalls nicht eingehalten werden kann. Dagegen zeichnet sich von italienischer Seite ein Entgegenkommen im Haushaltsstreit mit der EU-Kommission an. Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte bot bei einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident Juncker in Brüssel (12.12.), ein nun niedrigeres als bislang geplantes Defizit für das kommende Jahr von 2,04 % des BIP (zuvor: 2.4 %) an. Unklar sind hier allerdings weiterhin die zugrundeliegenden Wachstumsannahmen. Unterstützung dürfte der Euro zudem durch EZB-Präsident Draghi erfahren, der voraussichtlich das Ende der Nettoanleihekäufe der EZB auf der heutigen Ratssitzung (13.12.) verkünden wird. Mit Blick auf die makroökonomischen Entwicklungen dürfte die EZB, angesichts einer deutlich schwächelnden Wachstumsdynamik im Euroraum, einem rückläufigen Ölpreis sowie der Unsicherheiten rund um den Brexit und den ungelösten Haushaltsfragen in Italien, pessimistischere Töne anschlagen. Zu erwarten ist, dass die so genannte Forward Guidance unverändert bleibt (dass der Leitzins also bis zum Sommer 2019 unverändert bleibt), die Prognosen gering nach unten angepasst werden, allerdings die jüngst in den Medien diskutierten Maßnahmen wie neue Langfristtender (TLTRO) in das neue Jahr verschoben werden. Auf US-Seite konnten die Nachrichten, dass China die Autozölle reduzieren wird sowie die angebliche Bereitschaft, Teile der Strategie „Made in China 2025“ – das Ziel in künftigen Schlüsseltechnologien Vorreiter zu sein –  zu verzögern und dass Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou gegen eine Kaution wieder freigelassen wird, dem Greenback Unterstützung geben. Zudem erfuhr der Greenback Unterstützung durch bestätigte Inflationszahlen in den USA für den Monat November. Mit dem Blick auf den US-Dollar-Index ist interessant, dass der Bloomberg-Konsens eine merkliche Abwertung des US-Dollar-Index bis Ende Q4-2019 auf 91 Zähler erwarten (aktueller Stand: 96,97).

EUR/GBP: Nachdem das Pfund zu Wochenbeginn - bedingt durch die Absage der Abstimmung über den Brexit-Austrittsvertrag im britischen Unterhaus seitens Theresa Mays – massiv unter Druck geraten ist, erreichte das Brexit-Chaos gestern (12.12.) mit einem durch die konservativen Tories initiierten Misstrauensantrag gegen die britische Premierministerin einen neuen Höhepunkt. Diese Misstrauensabstimmung konnte May mit einer knappen Zweidrittel-Mehrheit für sich entscheiden, wodurch ihre Position für die nächsten 12 Monate vorerst gefestigt ist. Nichtsdestotrotz bleibt ein „Soft-Brexit“ damit alles andere als sicher, da der Austrittsvertrag noch immer das britische Parlament passieren muss und die 117 Tory-Abgeordnete, die May das Misstrauen ausgesprochen haben gegen den Vertrag stimmen werden. Die EU hat bereits signalisiert, dass sie zu keinen Nachverhandlungen bereit ist – insbesondere nicht bei dem Grenzkonflikt zwischen Nordirland und Irland. Spannend bleibt, ob der heutige EU-Gipfel (13.12.) in Brüssel neue Erkenntnisse geben wird. Auch wenn das gescheiterte Misstrauensvotum das Pfund etwas beflügeln konnte, erwarten für die kommende Woche keine nachhaltige Beruhigung, da der Brexit-Prozess weiterhin unberechenbar und ergo die Unsicherheit und Volatilität in EURGBP hoch bleiben. Zudem dürfte die heutige EZB-Ratssitzung die Gemeinschaftswährung weiter stützen. Aktuell notiert EUR/GBP im Wochenplus von 0,82 % bei 0,8976.


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