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Meinung weekly: Neue Importzölle gegen China - Was wäre wenn?

Angst geht um. Wird die US-Administration weitere Importe aus China im Volumen von 200 Mrd. US-Dollar mit Zöllen belegen? Glaubt man von Seiten der US-Regierung, steht genau das zu befürchten, nachdem für gestern (5. September) die schriftliche Einschätzung des US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer über den Sinn dieser Maßnahme erwartet worden war. Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Tagen diese Angst widergespiegelt. Für die mittelfristige Entwicklung der Märkte dürfte entscheidend sein, in welcher Höhe die Zölle angesetzt werden. Anfänglich war von 10 % die Rede, zuletzt sprach Staatspräsident Donald Trump von 25 %. Die Rückwirkungen könnten in dem einen Fall relativ milde, in dem anderen Fall erheblich sein, sowohl an den Finanzmärkten als auch in der Realwirtschaft.

Um welche Dimension geht es? Zusammen mit den bisherigen Zöllen würde die USA mehr als 250 Mrd. US-Dollar an Importen mit höheren Tarifen belegen. Das sind rund die Hälfte der chinesischen Importe und knapp 9 % der gesamten US-Importe. China hat angekündigt, als Gegenmaßnahme Importe aus den USA im Volumen von 60 Mrd. US-Dollar mit höheren Zöllen zu belegen. In der Summe wären damit nahezu alle Exporte der USA nach China (2017: 130 Mrd. US-Dollar) mit Zöllen belegt, da China für 50 Mrd. US-Dollar bereits Importtarife beschlossen hatte. Wie stark die Importeure auf mögliche neue Einfuhrrestriktionen reagieren würden, hängt in entscheidender Weise von der Höhe des Zollsatzes ab. Da es sich beim Großteil der für die Zölle ausgewählten Produkte um Investitionsgüter und Vorleistungen handelt, stiege in jedem Fall die Kostenbelastung für US-Unternehmen.

Allerdings sollte ein Zoll von 10 % bei den US-Unternehmen keine hektische Suche nach neuen Importeuren oder Aktivitäten in Richtung Produktionsverlagerung auslösen. Denn die Einfuhr aus China würde zwar teurer, teilweise würde diese Verteuerung aber durch Abwertung des chinesischen Yuan wieder aufgefangen. Die meisten Unternehmen dürften kurzfristig versuchen einen Teil der Kosten an die Konsumenten zu überwälzen bzw. eine Verringerung der Gewinnmarge in Kauf nehmen.

Anders wäre die Lage, wenn sich die US-Administration für einen Zollsatz von 25 % entscheiden sollte. In diesem Fall müssten ganze Produktionsprozesse in den USA neu überdacht werden. Das ist auch das Szenario, bei dem China stärker unter Druck geriete und der Wettbewerbsdruck insbesondere für andere Schwellenländer sich intensivieren dürfte. Denn im 25 %-Fall würden chinesische Unternehmen mit einer deutlich schwächeren Nachfrage aus den USA konfrontiert werden. Als Konsequenz daraus würde man sich auf die Suche nach neuen Märkten begeben bzw. in Konkurrenz mit Produzenten anderer Emerging Markets treten, was die Währungen dieser Länder zusätzlich unter Druck bringen dürfte. Letztere sind ohnehin bereits angeschlagen und leiden unter der Kombination schwächerer Wechselkurse und einer relativ hohen Auslandsverschuldung – hier sind vor allem die Türkei und Südafrika, aber u.a. auch Argentinien und Indonesien zu nennen.

Während die Schwellenländer in ihrer Gesamtheit stabiler aufgestellt sind als im Vorfeld der Asienkrise von 1997/1998, ist die Gefahr von Turbulenzen dennoch gegeben. Sollte die US-Regierung mit den zusätzlichen Importrestriktionen ernst machen und der Zollsatz auf 25 % steigen, wird sich die bislang relativ gute Stimmung an den Finanzmärkten kaum halten, während bei der Weltwirtschaft mit einer deutlichen Wachstumseinbuße im kommenden Jahr zu rechnen wäre.


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