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Renten weekly: Langeweile bei den Staatsanleihen. EZB mit wenig neuen Impulsen

Die Staatsanleihemärkte auf beiden Seiten des Atlantiks notierten in den vergangenen Tagen uneinheitlich über die verschiedenen Laufzeiten. Insgesamt lässt sich wenig Dynamik beobachten. Die zehnjährigen Bund-Renditen bewegen sich seit Wochen in einer Bandbreite zwischen 0,30 und 0,40 %, die T-Notes gleicher Laufzeit schwanken bei rund 2,90 %. Eine eindeutige Richtung ist derzeit nicht erkennbar – dafür ist anscheinend die Gemengelage aus geldpolitischen und konjunkturellen Impulsen sowie geopolitischen Risiken zu wenig überschaubar. Bei den zehnjährigen italienischen Staatsanleihen war zuletzt ein Renditerückgang zu beobachten, nachdem diese Ende letzter Woche einen neuen Höchststand seit Mai 2014 bei über 3,20 % erreicht hatten. Hintergrund dieser Bewegung waren Meldungen, wonach Italiens Haushalt für 2019 zumindest das Defizitkriterium nach Maastricht einhalten soll – damit würde es aber immer noch höher als zuvor angestrebt und höher als in den Vorjahren ausfallen. Fitch hatte zuletzt das Land nicht heruntergestuft (Rating aktuell: BBB), aber es mit einem negativen Ausblick versehen. Die italienische Regierung hat derweil in Aussicht gestellt, kurzfristige Schuldentitel des Landes zurückzukaufen. Das wäre das vierte Mal, seitdem die Renditen sich Ende Mai aufgrund politischer Kapriolen − die neue Regierung hält nichts vom Sparen und neuen Reformen − stark erhöht hatten.

Insbesondere die geringe Dynamik bei der US-Zinskurve lässt Fragezeichen aufkommen, denn die Fed sollte am 26.9. ihren moderaten Zinsanhebungskurs fortsetzen und die Zielspanne für die Fed Funds Rate um 25 Basispunkte auf dann 2,00 bis 2,25 Prozent erhöhen. Eine weitere Leitzinsanhebung ist für Dezember angedacht. Zudem entwickeln sich die Konjunkturdaten für die USA sehr positiv. Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe ist von 58,1 erneut auf überraschend hohe 61,3 Punkte gestiegen und deutet damit auf gute Wachstumsaussichten in der zweiten Jahreshälfte hin. Am Freitag wird noch der wichtige Arbeitsmarktbericht für August erwartet.

In der nächsten Woche dürfte die Zinssitzung der EZB die Marktteilnehmer bewegen. Wir rechnen aber mit keinen neuen Ankündigungen. Die Notenbank dürfte ihren Fahrplan bekräftigen, ab Oktober ihre Nettoanleihekäufe von 30 auf 15 Mrd. Euro pro Monat zu reduzieren und diese dann Ende Dezember komplett einzustellen. Die Inflationsrate lag im August bei 2,0 % und damit im Rahmen des Preisziels der EZB. Zwar sprechen die im zweiten Quartal gestiegenen Tariflöhne in der Eurozone sowie zunehmende Nahrungsmittelpreise im Zuge der Hitzeperiode in Europa grundsätzlich für höhere Inflationsraten, als man zuvor gedacht hatte. Die Teuerungsraten sind aber auch getrieben von dem Anstieg der Ölpreise. Dieser Basiseffekt dürfte zukünftig verschwinden, so dass die Notenbank erst einmal an ihrem vorsichtigen geldpolitischen Straffungskurs festhalten sollte. Sie dürfte daher Spekulationen auf eine frühe Zinsanhebung kaum Raum geben. Wir erwarten eine Anhebung des Einlagezinssatzes im dritten Quartal 2019.

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