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Öl weekly: Rohöl im Sog globaler Risk-Off-Bewegungen. Spürbar rückläufige iranische Exporte

Die Preise für Rohöl gerieten zum Ende der Berichtswoche spürbar unter Druck. Damit folgen die Rohstoffmärkte dem globalen Risk-Off-Sentiment, das in den vergangenen Tagen einsetzte. Der Preis der Rohölsorte Brent notiert am Morgen bei etwa 82 US-Dollar/Barrel, nachdem dieser im Verlauf der Berichtswoche mit knapp 87 US-Dollar/Barrel den höchsten Stand seit Ende 2014 markierte.

Von fundamentaler Seite dagegen bleiben die Märkte weiterhin gut unterstützt: Neben den bereits bekannten Faktoren wie dem rückläufigen Ölangebot aus dem Iran, bekamen die Märkte zusätzlich Unterstützung durch die wegen Hurrikane Michael aus Sicherheitsgründen deutlich eingeschränkte Ölförderung im Golf von Mexikos. Knapp 40 % der Produktionskapazitäten mussten laut der zuständigen US-sicherheitsbehörde wegen des Wirbelsturms geschlossen werden. Damit fehlten dem Markt kurzfristig ungefähr 670 Tsd. Barrel/Tag. Möglicherweise könnten die Produktionsausfälle vom gegenwärtigen Niveau aus zunehmen, denn es wird befürchtet, dass sich dieser Tropensturm als einer der stärksten seit mehr als 14 Jahren erweisen könnte. Jedoch dürfte nicht nur die Angebotsseite unter dem Hurrikan zu leiden haben, sondern auch die Nachfrageseite. Kurzfristig bestünde das Potential, so die Evidenz von den beiden Hurrikans Harvey und Irma, dass die Nachfrageseite deutlich stärker von dem Hurrikan betroffen wird.

Preistreibend wirkten die weiter rückläufigen iranischen Exporte. Angaben von Reuters zufolge, gingen die iranischen Exporte in der ersten Woche auf nur noch 1,1 Mio. Barrel/Tag zurück, nachdem diese im September noch durchschnittlich 1,6 Mio. Barrel/Tag betrugen. Besonders stark fielen die Exporte in Richtung Europa und China und gingen von etwa 400 auf 255 Tsd. Barrel/Tag zurück. Angesichts dessen, dass die US-Sanktionen erst in der ersten Novemberwoche in Kraft treten sollen, könnte dies ein Indiz für noch höhere Verluste an iranischen Barrel sein, als von uns erwartet. Allerdings könnten die iranischen Exporte vom jetzigen Niveau weniger schnell fallen, denn die USA befinden sich gegenwärtig mit den wichtigsten Ölkäufern des Irans in Gesprächen bezüglich Ausnahmeregelungen. Einem nicht namentlich genannten Offiziellen der US-Regierung zufolge würden die USA über Ausnahmen von den Sanktionen nachdenken. Offensichtlich sollen Abnehmerländer doch mehr Zeit bekommen, ihre Öllieferungen aus dem Iran durch andere zu ersetzen, wenn sie diese zumindest deutlich reduzieren. Eines der begünstigten Länder scheint Indien zu sein, das im November gut informierten Quellen zufolge 9 Mio. Barrel Rohöl aus dem Iran kaufen will. Das entspricht 300 Tsd. Barrel pro Tag. Im September lagen die entsprechenden Einfuhren bei knapp 500 Tsd. Barrel pro Tag. Falls auch andere Abnehmer wie die EU, Japan und Südkorea weiterhin iranisches Öl kaufen dürfen, würden die Sorgen vor einer Angebotsverknappung zum Jahresende erheblich gemindert.

Entlastung für den Ölmarkt kommt dagegen aus einem anderen geopolitischen Hotspot: Nach Angaben der staatlichen libyschen Ölgesellschaft konnte das Land die Ölproduktion auf 1,25 Mio. Barrel/Tag steigern. Das wären rund 500 Tsd. Barrel/Tag mehr als Ende Juni. Sollte dieses Produktionsniveau beibehalten werden, könnten damit ein Teil der wegfallenden iranischen Exporte egalisiert werden.


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