Kampf gegen das Virus Ökonomen erwarten ausgeweitetes Notfall-Kaufprogramm der EZB

Der 750-Milliarden-Euro-Notfallplan der Europäischen Zentralbank könnte um weitere 500 Milliarden Euro erhöht werden.

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Im Kampf gegen wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Pandemie wird die EZB nach Ansicht von Ökonomen weitere geldpolitische Anreize setzen. Quelle: dpa

Laut einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen wird die Europäische Zentralbank in den kommenden Monaten das Pandemie-Notfall-Bondkaufprogramm deutlich erhöhen, um die Wirtschaft zu stützen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde befürchtet, dass das Bruttoinlandsprodukt der Region in diesem Jahr um bis zu 15 Prozent schrumpfen könnte.

Die meisten der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass die EZB den Umfang ihres Pandemie-Kaufprogramms bis September ausweitet. Der Zeitpunkt - sowie das Volumen der Aufstockung - werden wahrscheinlich davon beeinflusst, wie viel mehr Geld die Regierungen bereit sind auszugeben. Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben einen 540-Milliarden-Euro-Plan zur Bekämpfung der unmittelbaren Folgen des Coronavirus gebilligt, konnten sich jedoch nicht auf ein längerfristiges Wiederaufbauprogramm einigen.

Ökonomen prognostizieren, dass der 750-Milliarden-Euro-Notfallplan um weitere 500 Milliarden Euro erhöht wird. Damit würden die diesjährigen Gesamtkäufe aller Programme mehr als 1,5 Billionen Euro umfassen.

“Die EZB muss irgendwie die Euro-Flagge hochhalten”, sagte Alastair Winter, Wirtschaftsberater bei Global Alliance Partners. Es ist eine “Botschaft, nicht in Panik zu verfallen, während man tatsächlich in Panik ist”.

Die Erwartung weiterer geldpolitischer Anreize unterstreicht die zentrale Rolle, die die EZB bei den Bemühungen gespielt hat, die schlimmste Wirtschaftskrise des Kontinents seit dem Zweiten Weltkrieg einzudämmen. Die Regierungen des Euroraums haben sich nur langsam und widerstrebend auf eine gemeinsame Reaktion geeinigt. Länder wie Deutschland und die Niederlande lehnen es ab, die Schuldenlast des wirtschaftlich schwächeren Südens zu teilen.

Banken könnten Kredite bis zu 750 Milliarden Euro aufnehmen

Die Umfrageteilnehmer erwarten nicht, dass die EZB die Zinssätze weiter unter Null senken wird. Der Einlagensatz befindet sich bereits auf einem Rekordtief von -0,5 Prozent, und die geldpolitischen Entscheidungsträger haben Besorgnis geäußert, dass eine weitere Reduzierung die Kreditversorgung beeinträchtigen würde.

Die Volkswirte gehen davon aus, dass Banken in den verbleibenden vier langfristigen Kreditgeschäften rund 750 Milliarden Euro aufnehmen werden - Geld, das für Kredite an Unternehmen und Haushalte verwendet werden soll.

Die Bloomberg-Umfrage wurde vor dem Gipfeltreffen der Europäischen Union am Donnerstag durchgeführt, auf dem sich die Staats- und Regierungschefs nicht einigen konnten, ob die Konjunkturhilfen über Zuschüsse oder Darlehen finanziert werden sollen, und die Kommission baten, bis zum 6. Mai einen Kompromissvorschlag vorzulegen.

Lagarde hatte ihnen gesagt, sie laufen Gefahr, zu wenig und zu spät zu handeln, um die Auswirkungen des Virus zu mildern. Gemäß dem Basisszenario der EZB schrumpft die Wirtschaft des Euroraum um neun Prozent, allerdings könnte die Wirtschaftsleistung in einem extremen Szenario deutlich stärker sinken.

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