Klimarisiken EZB will für Klima-Stresstest auch Handelsbücher durchforsten

Die Kreditvergabe allein gebe kein vollständiges Bild der Klimarisiken ab. Deswegen nimmt die EZB sich auch die Handelsbücher der Banken vor. Der Stresstest wird strenger als angenommen.

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Die Banken werden bei dem Stresstest Schätzungen für CO2-Emissionen der Kunden vorlegen müssen, welche die Mehrheit ihrer Zins- und Gebührenerträge generieren. Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt

Die Europäische Zentralbank will im Rahmen des anstehenden Klima-Stresstests offenbar auch die Handelsbücher der Banken unter die Lupe nehmen. Die Aufseher glauben, dass die Kreditvergabe alleine kein vollständiges Bild der Klimarisiken vermittelt. Damit wird die Übung der EZB wohl strenger werden als ein ähnlicher Test der Bank of England.

Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal hervor, die die beiden Stresstests verglichen und Bloomberg die Ergebnisse erläutert hat. Die EZB will demnach auch klimabezogene Reputations- und operationelle Risiken der Banken in verschiedenen Szenarien einbeziehen - ein weiteres Zeichen dafür, dass die europäischen Banken sich mit der Überprüfung schwerer tun werden als ihre Wettbewerber.

Ein EZB-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Die Aufseher haben die Parameter des Tests bisher nicht veröffentlicht.

Angesichts der zentralen Rolle von Banken bei der Finanzierung der Wirtschaft will die europäische Politik Kreditgeber im Kampf gegen den Klimawandel einspannen. Wenn Banken mit CO2-intensiven Bilanzen höhere Kapitalanforderungen drohen, könnte dies ihre Fähigkeit zu Dividendenzahlungen beeinträchtigen, womit das Thema auch für ihre Aktionäre relevant wird.

„Keine Bank hat, was sich die EZB wünscht“, meint Fernando de la Mora, ein Managing Director bei Alvarez & Marsal, der Banken für die Stresstests vorbereitet. „Globale Banken haben das zusätzliche Problem, dass sie Daten aus Regionen außerhalb Europas zusammensuchen müssen, die nur begrenzt verfügbar sind.“

Durch die Einbeziehung der Handelsbücher kann die EZB simulieren, was mit Aktien- und Bondportfolios in Schocksituationen passiert, etwa bei Verlusten im Zusammenhang mit Ölfirmen, so de la Mora.

Die Banken werden Schätzungen für CO2-Emissionen der Kunden vorlegen müssen, welche die Mehrheit ihrer Zins- und Gebührenerträge generieren. Außerdem müssen sie Daten zu Emissionen, Kreditexposure und Erträgen bereitstellen, die auf ihre größten Kunden in verschiedenen Branchen zurückzuführen sind.

Einen Hoffnungsschimmer hat de la Mora jedoch für die Banker: Seiner Einschätzung nach wird der Einfluss auf die Kapitalanforderungen der Banken „wahrscheinlich eher begrenzt“ sein. Das Hauptziel der Aufsicht sei, die Geldhäuser „dazu zu drängen, die Kapazitäten auszubauen“, die zur Einschätzung ihres Klimarisikos nötig sind.

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