Konjunktur Exporteure setzen Erfolgsserie fort – Unerwartet großes Plus im Juni

Die deutschen Exporte übertreffen die Erwartungen von Ökonomen. Dennoch belasten die Materialengpässe die Industrie weiterhin, zeigt eine Ifo-Studie.

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Die Importe stiegen im Juni um 0,6 Prozent. Quelle: dpa

Die seit mehr als einem Jahr währende Erfolgsserie der deutschen Exporteure hat sich im Juni trotz Materialengpässen fortgesetzt. Die Ausfuhren wuchsen wegen der anziehenden Nachfrage aus der EU und Übersee um 1,3 Prozent zum Vormonat.

Das war bereits die 14. Zunahme in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das Plus fiel gut dreimal so stark aus wie von Ökonomen vorhergesagt. Im Juni lag es noch bei 0,4 Prozent.

Die Importe stiegen diesmal um 0,6 Prozent. Damit lagen die Exporte um 1,1 Prozent und die Importe sogar 10,0 Prozent höher als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.

„Auch wenn die gut gefüllten Auftragsbücher sich in Anbetracht fehlender Vorprodukte nicht in einer entsprechend hohen Produktion niederschlagen, die Exporte können von der guten Auftragslage profitieren“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Den Unternehmen gelingt es also zumindest, so viele Produkte in den Versand zu geben, dass es für ein Plus bei den Exporten reicht.“

Die Industrie sitzt auf dick gefüllten Auftragsbüchern. Allein im Juni legten die Bestellungen mit 4,1 Prozent zum Vormonat so kräftig zu wie seit zehn Monaten nicht mehr. Vielfach können sie nicht abgearbeitet werden angesichts akuter Engpässe bei wichtigen Vorprodukten wie Mikrochips, weshalb die Produktion zuletzt gedrosselt werden musste.

Engpässe belasten die Industrie

In der gesamten Industrie geben fast zwei Drittel der Unternehmen an, dass ihnen Engpässe zu schaffen machen, wie das Ifo-Institut in seiner Firmenumfrage herausfand. „Da die Industrieproduktion noch immer stockt, ist allerdings zu befürchten, dass sich der Mangel an Vorprodukten schon bald deutlicher in den Exportzahlen niederschlagen wird“, sagte Gitzel.

Im Juni verkauften die Unternehmen Waren im Wert von 118,7 Milliarden Euro ins Ausland. Verglichen mit Juni 2020 ist das eine Zunahme von 23,6 Prozent. Dabei wuchsen die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um fast 40 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro, die nach Großbritannien um 11,0 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro und die nach China um 16,0 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern legte um 26,1 Prozent auf 64,5 Milliarden Euro zu.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hatte seine Exportprognose wegen der von den USA und China angeführten Erholung der Weltwirtschaft kürzlich erhöht. Deutsche Firmen dürften demnach 2021 acht Prozent mehr ausführen. Im gesamten ersten Halbjahr lag das Plus bei 16,7 Prozent, wobei sich die Ausfuhren auf 673 Milliarden Euro summierten. Wegen der Coronakrise waren sie 2020 um mehr als neun Prozent eingebrochen.

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