Konjunktur Insolvenzen ziehen erst 2022 wieder an – Rückgang für 2021 erwartet

Die Insolvenzen könnten auch 2022 noch unter dem Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr liegen. In Westeuropa haben Staatshilfen jede zweite Pleite verhindert.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Weltweit ging die Zahl der Insolvenzen 2020 nach Daten des Kreditversicherers um zwölf Prozent zurück. Quelle: dpa

Die Zahl der Unternehmenspleiten wird nach den Erwartungen des weltgrößten Kreditversicherers Euler Hermes erst im kommenden Jahr wieder anziehen – weltweit und in Deutschland. Dabei werde die Zahl der Insolvenzen aber auch 2022 noch unter dem Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 liegen, glaubt die Tochter der Münchner Versicherungsriesen Allianz.

Grund dafür seien die massiven Stützungsmaßnahmen, mit denen die Staaten Firmen über die Coronakrise hinweghelfen wollten, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Studie von Euler Hermes. Für 2021 geht der Kreditversicherer für Deutschland erneut von einem Rückgang der Insolvenzen um rund fünf Prozent auf 15.000 aus. Das wäre der niedrigste Stand seit 1993 (15.582).

„2022 dürften zudem auch in Deutschland die Pleiten wieder um rund neun Prozent auf etwa 16.300 Fälle zunehmen“, sagte der Leiter der Branchen- und Insolvenzanalyse von Euler Hermes, Maxime Lemerle. Das werde sich vor allem im zweiten Halbjahr 2022 zeigen.

„Die relativ gute Ausgangslage, eines der größten staatlichen Unterstützungsprogramme und die wieder anziehende Weltwirtschaft haben deutschen Unternehmen eine gute Startposition verschafft, um sich auf die neue Normalität einzustellen“, sagte Lemerle. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland um 16 Prozent zurückgegangen – zum Teil weil der Staat die Pflicht zur Insolvenzanmeldung für Firmen ausgesetzt hatte, die wegen der Pandemie in Schieflage geraten waren.

Zudem gab es in Deutschland und anderswo Entschädigungen für die Einbußen, die etwa Gastromie und Tourismus durch die staatlich verordneten Schließungen und Einschränkungen erlitten hatten. „Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen haben ihr Ziel erreicht, möglichst viele Insolvenzen zu verhindern“, sagte Lemerle. In Westeuropa hätten sie jede zweite Pleite verhindert, in den USA jede dritte. Weltweit ging die Zahl der Insolvenzen 2020 nach Daten des Kreditversicherers um zwölf Prozent zurück, 2021 dürfte das Minus bei sechs Prozent liegen.

Teilweise wurden die staatlichen Hilfsmaßnahmen bis in das laufende Jahr hinein verlängert. „Erst ab 2022 dürfte sich das weltweite Insolvenzgeschehen wieder sukzessive normalisieren“, glaubt Euler Hermes. Dann rechnet Lemerle mit einem weltweiten Anziehen der Firmenpleiten um 15 Prozent. Kreditversicherer sind auf einen tiefen Einblick in Unternehmen angewiesen, weil sie deren Lieferanten gegen Zahlungsausfälle absichern und Handel damit oft erst ermöglichen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%