Konjunktur OECD traut Deutschland 2022 kräftige Erholung zu – „Es gibt aber enorme Risiken“

Die Industriestaaten-Organisation erwartet, dass die deutsche Wirtschaftsleistung nächstes Jahr um fast vier Prozent wächst. Es gebe jedoch mehrere Unsicherheitsfaktoren.

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Die OECD erwartet für Deutschland 2022 ein Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent. Quelle: dpa

Trotz Lieferengpässen und der vierten Corona-Welle traut die Industriestaaten-Organisation OECD der deutschen Wirtschaft eine kräftige Erholung zu. 2022 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich um 3,9 Prozent wachsen, wie die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) zu ihrem am Mittwoch veröffentlichen Ausblick mitteilte.

Zum Vergleich: Die Bundesregierung rechnet hier mit einem etwas kräftigeren Plus von 4,1 Prozent, die Wirtschaftsweisen sogar mit 4,6 Prozent. „Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagte OECD-Ökonomin Isabell Koske der Nachrichtenagentur Reuters. „Es gibt aber enorme Unsicherheit und Risiken – von der Coronakrise über Lieferengpässe bis hin zur Inflation.“

Für 2023 sagt die OECD ein Plus von 2,2 Prozent voraus. Für das zu Ende gehende Jahr wird mit einem Wachstum von 2,8 Prozent gerechnet. Alle Angaben sind – wie in Deutschland üblich – nicht um die Zahl der unterschiedlichen Arbeitstage bereinigt.

„Die Erholung wird durch Engpässe bei wichtigen Vorleistungen im Verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigt“, erklärte die OECD. Angesichts des rekordhohen Auftragsbestands könnte es jedoch zu einer kräftigen Belebung kommen, wenn die Knappheit wieder abnimmt.

Auch der private Konsum dürfte im nächsten Jahr merklich zulegen. Die niedrigen Zinssätze und der zunehmende Kapazitätsdruck fördern demnach eine kräftige Investitionstätigkeit der Unternehmen.

Der Preisauftrieb dürfte 2022 nachgeben, aber auf einem erhöhten Niveau bleiben. „Die Inflationsentwicklung bleibt ein Risiko“, sagte Koske dazu. „Die Gasreserven in Europa sind auf einem sehr niedrigen Niveau. Je nach Winterverlauf kann es hier zu weiteren Preissteigerungen kommen.“

Auch könnten die Lieferengpässe länger andauern als erwartet. „Das könnte ebenfalls auf die Preise durchschlagen“, sagte die Expertin. Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland mit 5,2 Prozent auf dem höchsten Stand seit fast 30 Jahren.

Die OECD rechnet auch weltweit mit einer Konjunkturerholung. In diesem Jahr soll die globale Wirtschaftsleistung um 5,6 Prozent zulegen, 2022 dann um 4,5 Prozent und 2023 um 3,2 Prozent.

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