Konjunktur Ökonomen-Umfrage: Deutsche Wirtschaft 2021 um 2,7 Prozent gewachsen

Im laufenden ersten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt Experten zufolge als Folge von Corona-Auflagen und Lieferproblemen merklich schrumpfen. Quelle: dpa

Trotz einiger Belastungen ist die Wirtschaft im Jahr 2021 gewachsen. Bis sie jedoch das Vorkrisen-Niveau erreicht hat, dürfte es Experten zufolge noch dauern.

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Die deutsche Wirtschaft hat Ökonomen zufolge im vergangenen Jahr wegen Materialengpässen und Pandemie-Auflagen nur einen Teil der 2020 erlittenen Corona-Verluste wettgemacht. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte um 2,7 Prozent zugelegt haben, geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 20 Volkswirten von deutschen und internationalen Banken hervor. 2020 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 4,6 Prozent eingebrochen. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht an diesem Freitag eine erste offizielle Schätzung.

„Auch wenn 2,7 Prozent stark klingt: Gemessen an dem Einbruch im Vorjahr, aber auch gemessen an den Erwartungen ist das eine Enttäuschung“, sagte der Konjunkturexperte der DekaBank, Andreas Scheuerle. Dafür mitverantwortlich macht er auch die Corona-Politik. „Gegen die Pandemiewellen ist man als einzelnes Land machtlos“, sagte Scheuerle. „Im Umgang mit diesen Wellen wurden aber zu viele Fehler gemacht: Die Politik handelte nicht proaktiv, zögerte zu lange und ergriff dann zu zu schwachen Maßnahmen.“

Den Konjunkturexperten der Berenberg Bank zufolge wird es bis zum Frühjahrsquartal dauern, ehe die deutsche Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau wieder erreicht hat. Dass es so lange dauere, liege neben der Pandemie zu einem guten Teil am Mangel an Halbleitern, der insbesondere die Automobilindustrie und den Maschinenbau ausgebremst hat. „Da Deutschland einen größeren Teil seiner Wirtschaftsleistung in diesen beiden Bereichen erarbeitet als nahezu alle anderen Länder, hat dies Deutschland vergleichsweise hart getroffen“, sagte Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding.
(Lesen Sie auch: „Die Corona-Soforthilfen sind eine tickende Zeitbombe“)

Bis die deutsche Wirtschaft die Engpässe und die Corona-Folgen abschütteln kann, wird wohl noch ein Weilchen vergehen. Im laufenden ersten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt als Folge von Corona-Auflagen und Lieferproblemen sogar merklich schrumpfen, erwartet Scheuerle.

„Hier kommt die Energiepreisexplosion als Belastungsfaktor hinzu“, sagte der Ökonom. „Im Sommerhalbjahr werden sich die Probleme wieder zumindest teilweise lösen, so dass dieser Zeitraum uns wieder eine dynamische Konjunktur bescheren wird.“

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Auch führende Institute gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nach anfänglichen Schwierigkeiten kräftig wachsen wird. Das Essener RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung etwa rechnet mit einem Plus von 3,9 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt.

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