Konjunktur ZEW-Index sinkt erneut – Analysten sorgen sich vor Rezession

Die aktuelle Wirtschaftslage ist den Mannheimer Forschern zufolge schlecht – und wird sich wohl weiter verschlechtern. Einen Lichtblick gibt es jedoch offenbar.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die meisten Fachleute rechnen wegen hoher Energiepreise, steigender Inflation und verstärkter Lieferengpässe für 2022 nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von rund zwei Prozent. Quelle: IMAGO/Laci Perenyi

Die Folgen des Ukrainekriegs sorgen bei Börsenprofis zunehmend für Konjunkturskepsis und Sorgen vor einer Rezession. Das Barometer für die Einschätzung zur deutschen Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten fiel im April um 1,7 auf minus 41 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 163 Analysten und Anlegern mitteilte.

Im März hatte es wegen des russischen Einmarschs mit rund 94 Punkten den stärksten Rückgang seit Beginn der Umfrage im Dezember 1991 gegeben. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nun für April sogar mit einem Rückgang auf minus 48 Zähler gerechnet. „Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die aktuelle wirtschaftliche Lage schlecht ist und sich noch weiter verschlechtern wird“, erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei der Privatbank Hauk Aufhäuser Lampe sagt: „Die Analystenlaune bleibt verhagelt. Wegen der schwierigen geopolitischen Lage ist das nur allzu verständlich. Zudem wird die chinesische Null-Covid-Strategie Lieferketten nochmals zusetzen.“ Es bleibe zu hoffen, dass Konsumenten nach den Corona-Lockerungen wieder mehr ausgeben. Käme es zu einer Energiekrise, wären eine Rezession und Arbeitsplatzverluste dem Analysten zufolge unvermeidbar.

Ein kleiner Lichtblick sei der Rückgang der Inflationserwartungen. „Die Aussicht auf eine Stagflation in den kommenden sechs Monaten besteht jedoch nach wie vor“, sagte Wambach mit Blick hohe Verbraucherpreise und schwache Konjunktur.

Viele Ökonomen, Banken und Forschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft bereits massiv gesenkt und teilweise halbiert. Die meisten Fachleute rechnen wegen hoher Energiepreise, steigender Inflation und verstärkter Lieferengpässe für 2022 nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von rund zwei Prozent. Im ersten und laufenden zweiten Quartal könnte die Wirtschaft sogar schrumpfen und Deutschland so in eine vorübergehende Rezession rutschen.

Mehr: Ukrainekrieg und hohe Inflation verunsichern die deutschen Verbraucher stark

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%