Konjunkturerwartungen Coronavirus drückt den ZEW-Index

Der Rückgang fällt unerwartet kräftig aus – besonders im Exportbereich. Ökonomen erwarten eine wirtschaftliche Erholung erst ab dem zweiten Halbjahr.

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Coronavirus drückt ZEW-Index Quelle: dpa

Börsianer blicken wegen des Coronavirus wieder skeptischer auf die deutsche Konjunktur. Das Barometer ihrer Erwartungen für die nächsten sechs Monate fiel im Februar überraschend kräftig um 18 Zähler auf plus 8,7 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 194 Analysten und Anlegern mitteilte.

Dies ist der erste Rückgang nach drei Anstiegen in Folge. Ökonomen hatten mit 21,5 Zählern gerechnet. Auch die Lage bewerteten die Börsianer schlechter. „Die befürchteten negativen Folgen der Coronavirus-Epidemie in China auf den Welthandel führen zu einem markanten Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach.

„Besonders stark sinken die Einschätzungen zur Entwicklung der exportintensiven Sektoren.“ Zudem sei die deutsche Wirtschaft Ende 2019 sowie Anfang 2020 schlechter gelaufen als erwartet. Die Daten machten deutlich, „dass die Konjunkturentwicklung derzeit recht fragil ist“, betonte der ZEW-Chef.

Auch Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank sagte, die erwartete Belebung im laufenden ersten Quartal sei vorerst vom Tisch. „Es ist durchaus möglich, dass die deutsche Wirtschaft in den ersten drei Quartalen des Jahres gegenüber dem Vorquartal leicht schrumpfen wird.“ Es sei allerdings auch mit Nachholeffekten zu rechnen. „Die wirtschaftliche Erholung verschiebt sich auf das zweite Halbjahr.“

Chefvolkswirt Stefan Bielmeier von der DZ Bank geht davon aus, dass die Wirtschaft in den Industrieländern nach einem schwachen Jahresanfang ab Frühjahr anziehen dürfte. Je länger die Epidemie China aber im Griff habe, „umso größer das Risiko, dass die ungünstigen wirtschaftlichen Folgen sich weit in das Jahr 2020 ziehen.“

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr wegen schwacher Weltkonjunktur, Handelskonflikten und Brexit-Chaos mit 0,6 Prozent so langsam gewachsen wie seit 2013 nicht mehr. Für dieses Jahr geht etwa die Bundesbank bislang von einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 1,0 Prozent aus. Die Notenbank sieht in der Coronavirus-Epidemie in China eine neue Gefahr für die ohnehin schwächelnde deutsche Wirtschaft und ihr Exportgeschäft.

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