Kreditvergabe an hochverschuldete Unternehmen BNP Paribas könnten schärfere Kapitalanforderungen drohen

Die französische Großbank muss offenbar mit erhöhten Kapitalanforderungen rechnen, wenn es ihre Kreditvergabe an hochverschuldete Unternehmen nicht zurückfährt.

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Zu riskante Kreditvergabe? Quelle: Gonzalo Fuentes

Die Aufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) lassen bei ihrem Schwerpunktthema Leveraged Loans nicht locker. Nach der Deutschen Bank könnten die Kontrolleure nun auch der BNP Paribas einen Kapitalaufschlag aufbrummen, heißt es in informierten Kreisen.

Das in Paris ansässige Geldhaus muss demnach mit erhöhten Kapitalanforderungen rechnen, wenn es seine Kreditvergabe an hochverschuldete Unternehmen nicht zurückfährt, berichten mit der Situation vertraute Personen, die nicht namentlich genannt werden wollen. Die Franzosen stehen auf einem Spitzenplatz in einem internen Ranking der EZB von Banken, die sich in dem lukrativen Geschäft besonders engagieren, heißt es. Eine Sprecherin der BNP wollte sich nicht zu den Informationen äußern, die EZB ebensowenig.

Die Zentralbank hatte mehrfach klargemacht, dass sie ihre vor fünf Jahren aufgestellten Richtlinien für gehebelte Kredite durchsetzen will, da diese nicht zuletzt angesichts der Zinswende in höheren Ausfällen münden könnten.

Der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums, Andrea Enria, hat Vorortprüfungen durch die Behörden angekündigt, um die Einhaltung zu beurteilen. Banken, die die Richtlinien missachten, hat er mit Kapitalaufschlägen gedroht.

Die Aufsicht fordere von den Banken, „robuste Rahmen für die Risikobereitschaft zu definieren und die Vergabe von hoch gehebelten Transaktionen zu reduzieren, um die seit 2017 geltenden aufsichtsrechtlichen Leitlinien einzuhalten“. Dies schrieb Enria in einem von „Bloomberg News“ im März veröffentlichten Meinungsbeitrag.

Die Behörde kann in Einzelfällen anhaltender Abweichungen höhere Kapitalanforderungen auferlegen, so Enria in dem Beitrag, den er gemeinsam mit Sam Woods von der Bank of England verfasst hatte.

EZB bleibt bei ihrer harten Linie

Das größte deutsche Institut bekam genau das, also höhere Kapitalanforderung, bereits im vergangenen Jahr zu spüren, wie aus Berichten der Bank hervorgeht. Die Deutsche Bank hatte sich dem Vernehmen nach trotz des Drängens der EZB geweigert, das fragliche Geschäft zurückzufahren. Leveraged Loans waren eine der Hauptquellen für die sprudelnden Erträge im Kapitalmarkt vergangenes Jahr. Ein härteres Durchgreifen der EZB identifizierten die Frankfurter als ein Hauptrisiko für ihr Geschäft.

BNP arrangierte im vergangenen Jahr in den USA Leveraged Loans im Wert von 26,4 Milliarden Dollar, das zweithöchste Volumen unter den Banken in der Europäischen Union - nach der Deutschen Bank. Freilich lagen diese Volumina weit hinter denen einiger US-Konkurrenten und anderer europäischer Banken wie Barclays Plc und Credit Suisse Group AG.

Die EZB bleibt bei ihrer harter Linie trotz intensivem Lobbying der betroffenen Banken. Diese werfen der EZB schon länger eine zu strenge Definition von Leveraged Loans vor, beißen damit bei den Aufsehern jedoch auf Granit, sagen die Personen. Die betroffenen Banker sehen dies als Wettbewerbsnachteil gegenüber Konkurrenten außerhalb des Euroraums.

Mehr: Neuer Anlauf zur europäischen Einlagensicherung.

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