Landesbank Baden-Württemberg Gewinn der LBBW bricht wegen Coronakrise und Wirecard ein

Die Vorsorge für steigende Kreditausfälle und die Abschreibungen durch Wirecard belasten die Bank. Ein positives Ergebnis wird dennoch auch für das Gesamtjahr erwartet.

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Die LBBW hatte einen rund 200 Millionen Euro schweren Kredit an den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard vergeben. Quelle: dpa

Die Coronakrise und die Wirecard-Pleite machen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu schaffen. Der Gewinn vor Steuern brach im ersten Halbjahr um fast 69 Prozent auf 103 Millionen Euro ein, wie die LBBW am Freitag mitteilte. Die Risikovorsorge kletterte auf 281 (Vorjahr: 63) Millionen Euro – wegen der Wirecard-Belastung und Vorsorge für mögliche Kreditausfälle in der Coronakrise.

Mit den höheren Rückstellungen folgt die LBBW den anderen großen Landesbanken, bei denen die absoluten Summen jedoch niedriger ausfielen. Die NordLB baute die Vorsorge im ersten Halbjahr von 1 Million Euro auf 99 Millionen Euro aus. Bei der Helaba kletterte sie von 34 Millionen Euro auf 151 Millionen Euro. Und bei der BayernLB ging es von 10 Millionen Euro auf 75 Millionen Euro hoch.

Vorstandschef Rainer Neske zeigte sich dennoch zufrieden. „Wir zeigen in diesem außergewöhnlichen Umfeld, dass unser Geschäftsmodell auch in sehr schwierigen Zeiten stabil und profitabel ist.“ Auch für das Gesamtjahr erwarte die Bank ein positives Ergebnis vor Steuern.

Die LBBW hatte einen rund 200 Millionen Euro schweren Kredit an den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard vergeben, den sie nun abschreiben musste. Den Namen Wirecard nahm die größte deutsche Landesbank nicht in den Mund, sondern sprach lediglich von einem von Corona unabhängigen „Einzelengagement“ aus dem ein Verlust von rund 160 Millionen Euro entstanden sei, der zum Halbjahr vollständig verarbeitet worden sei. Auch bei anderen Banken schlug Wirecard ins Kontor: Die Commerzbank musste 175 Millionen Euro abschreiben, die niederländische Großbank ING rund 200 Millionen.

„Wir rechnen mit einer schwierigen wirtschaftlichen Lage in den kommenden Jahren in Deutschland und Europa“, sagte Neske. „Dafür sind wir mit unserer anhaltend starken Kapitalquote gut gerüstet.“ Die harte Kernkapitalquote schrumpfte im ersten Halbjahr auf 14,2 (Ende 2019: 14,6) Prozent, unter anderem weil die LBBW wie die meisten Konkurrenten angesichts der hohen Nachfrage in der Coronakrise die Kreditvergabe ausweitete. Das ließ den Zinsüberschuss um 7,6 Prozent auf 872 Millionen Euro steigen. Der Provisionsüberschuss ging dagegen trotz des regen Wertpapierhandels der Kunden um 1,6 Prozent auf 274 Millionen zurück – unter anderem wegen sinkender Erträge im Zahlungsverkehr. 

In den ersten sechs Monaten hatte die LBBW auch einige unternehmerische Weichen gestellt. So stieg sie bei der Düsseldorfer HSBC Trinkaus & Burkhardt AG aus. Sie verkaufte ihren 18,66 Prozent-Anteil an die britische Großbank HSBC Holdings Plc. Der Anteil stammte noch aus dem Jahr 1991, als sich eines der Vorgängerinstitute der Landesbank an Trinkaus & Burkhardt beteiligt hatte.

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