Landesbank NordLB-Chef will Geschäft mit erneuerbaren Energien ausbauen

Das Kreditvolumen für erneuerbare Energien will Thomas Bürkle nicht erhöhen. Doch die Bank will mehr Finanzierungen an Investoren weiterverkaufen.

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Im vergangenen Jahr war die NordLB wegen hoher Schiffskredit-Risiken mit einem 3,6 Milliarden Euro schweren Rettungspaket gestützt worden. Quelle: dpa

NordLB-Chef Thomas Bürkle sieht in Geschäften rund um erneuerbare Energien einen wichtigen Gewinnbringer. Hier sollen künftig mehr Kredite bei Investoren platziert und so die Erträge gesteigert werden. Trotz ihres regionalen Fokus setzt die Bank dabei auf ihre Standorte in London und New York.

„Die Finanzierung von erneuerbaren Energien wird auch künftig einer unserer Hauptertragsbringer sein – neben der Finanzierung von gewerblichen Immobilien und dem Firmenkundengeschäft“, sagte Bürkle in einem Interview mit Bloomberg. „Der Geschäftsbereich ist profitabel.“

Ziel sei es allerdings, unabhängiger von den Zinserträgen zu werden und mehr Geld durch Provisionen zu verdienen. „Beispielsweise, indem wir die Kredite verpacken und an Investoren weiterverkaufen“, sagte Bürkle. Der Anteil der Erträge, die bei erneuerbaren Energien aus Provisionen kommen, liegt derzeit bei über einem Viertel. Bürkle will die Quote auf 50 Prozent steigern.

Bei der Platzierung von Krediten spielen der Landesbank zwei Trends in die Hände. Zum einen werden nachhaltige Anlagen für Investoren wie Versicherer immer wichtiger. Und zum anderen winken im derzeitigen Niedrigzinsumfeld vergleichsweise gute Erträge.

Im vergangenen Jahr war die NordLB wegen hoher Schiffskredit-Risiken mit einem 3,6 Milliarden Euro schweren Rettungspaket gestützt worden, nachdem die Europäische Kommission grünes Licht für die Kapitalzufuhr gegeben hatte. Im Gegenzug versprach die Bank, kleiner und regionaler zu werden.

Kreditbestand von zehn Milliarden Euro bei Erneuerbaren Energien

Bürkle sieht keinen Widerspruch dazu, wenn die NordLB nun internationale Energieprojekte finanziert und dabei auf ihre Standorte im Ausland setzt. „Die Wurzeln des Geschäftsbereichs liegen in Norddeutschland, wo wir vor drei Jahrzehnten mit der Finanzierung von erneuerbaren Energien begonnen haben“, sagte er. Zudem seien die Niederlassungen in London und New York mit jeweils rund 60 bis 70 Leuten sehr schlank.

Rund 80 Prozent der Erträge, die in der New Yorker Niederlassung generiert werden, stammten aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, sagte Bürkle. Gesteuert werde der Bereich von London aus.

Zuletzt hatte die NordLB gemeinsam mit sechs Großbanken, darunter Societe Generale und HSBC, den größten Solarpark Australiens finanziert. Das Investitionsvolumen für „Western Downs“ beläuft sich auf rund 370 Millionen Euro. Bei der NordLB war das Structured-Finance-Team der Niederlassung Singapur für die Durchführung der Finanzierung verantwortlich.

Derzeit kommt die NordLB bei Erneuerbaren Energien auf einen Kreditbestand von rund zehn Milliarden Euro, verglichen mit einem Gesamt-Kundenkreditbestand von 93 Milliarden Euro zu Ende Juni. Am morgigen Donnerstag will die NordLB ihre Zahlen zum 3. Quartal veröffentlichen.

„Wir wollen das Geschäft rund um erneuerbare Energien zwar ausbauen, das heißt aber nicht, dass wir das Kreditvolumen erhöhen wollen“, sagte Bürkle. „Ausbau heißt zum Beispiel, dass wir mehr Finanzierungen an Investoren wie Versicherer oder Pensionskassen weiterverkaufen wollen.“

39 Millionen Euro Risikovorsorge

In den ersten sechs Monaten hatte die NordLB für den Geschäftsbereich Spezialfinanzierungen, in den auch Flugzeug- und Infrastrukturgeschäfte einfließen, einen Vorsteuerverlust von einer Million Euro ausgewiesen. Dahinter stand nicht zuletzt eine hohe Risikovorsorge von 39 Millionen Euro, vor allem im Flugzeuggeschäft. Andere Bereiche wie etwa Firmenkunden oder Markets waren profitabler.

Bei erneuerbaren Energien ist die NordLB seit 1999 engagiert. Los ging es mit der Finanzierung von Biogasanlagen in Deutschland. Rund 15 Jahre später wagte sich die Bank erstmals auch an ausländische Energie-Projekte.

Die NordLB hatte die Finanzkrise zwar ohne Rettungsgelder überstanden, litt aber in den Jahren danach unter faulen Schiffskrediten. Einige davon verkaufte sie an Cerberus Capital Management, nachdem der Private-Equity-Investor bei einer angestrebten Minderheitsbeteiligung an der Bank nicht zum Zuge gekommen war.

Trotz der Coronakrise bleibt die NordLB bei ihren Zielen für 2024. Dazu zählen eine Eigenkapitalrendite von sieben Prozent und eine Kosten-Ertragsquote von unter 50 Prozent.

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