Leasingkonzern Grenke kontert Investoren-Attacke mit Strategieschwenk

Der Konzern aus Baden-Baden steht seit Mitte September im Fokus der Märkte. Quelle: dpa

Grenke reagiert auf den Angriff eines Investors. Ein Risikochef zieht in den Vorstand ein. Änderungen gibt es auch beim Franchise-Geschäft.

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Der Leasingkonzern Grenke zieht nach dem Angriff eines britischen Investors Konsequenzen für seine Strategie. Der Vorstand wird vergrößert um einem Risikochef und das seit der Leerverkaufsattacke im Fokus stehende Franchise-Geschäft wird in den Konzern integriert, wie das Unternehmen aus Baden-Baden am Donnerstag mitteilte.

Vorstandsmitglied Sebastian Hirsch ist künftig zudem als Finanzchef tätig. Firmenchefin Antje Leminsky übernehme zusätzlich die Verantwortung für die Interne Revision. Dadurch solle mehr Transparenz für den Kapitalmarkt geschaffen werden, erklärte Leminsky.

Der Investor Fraser Perring warf Grenke Mitte September in einem Bericht Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vor – und wettete gleichzeitig auf einen Absturz der Aktien. Grenke wehrt sich gegen die Vorwürfe, hat an der Börse aber nicht wieder richtig Tritt gefasst.

von Saskia Littmann, Heike Schwerdtfeger

Die im MDax notierten Aktien kosten mit rund 32 Euro nur noch halb so viel wie vor der Veröffentlichung der Vorwürfe. Anlegern steckt der Bilanzskandal beim Zahlungsanbieter Wirecard in den Knochen. Der ehemalige Dax-Konzern hatte jahrelang seine Bilanzen aufgebläht. Im Juni meldete er Insolvenz an, Anleger verloren Milliarden.

Grenke ist spezialisiert auf die die Vermietung von IT-Ausrüstung und Büroausstattung und beschäftigt 1700 Mitarbeiter in 33 Ländern. Bei einer Expansion in neue Märkte setzt der Konzern aus Baden-Baden seit 2003 auf ein Franchise-Modell, das im Zentrum von Perrings Vorwürfen steht. In neuen Ländern werden Franchise-Gesellschaften von einem Manager aus den eigenen Reihen gegründet, die Finanzierung der Firmen erfolgt über einen externen Investor.

Grenke kann diese Gesellschaft nach einer gewissen Zeit übernehmen. Die 16 Franchise-Unternehmen, die bislang noch nicht gekauft wurden, sollen nun zügig integriert werden. Dafür werde Grenke unabhängige Wertgutachten erstellen. „Fast zwei Dekaden waren wir mit der Expansion über Franchise-Unternehmen sehr erfolgreich“, sagte Hirsch. „Diesen Erfolg wollen wir fortsetzen, aber mit Grenke-Startups ohne externe Finanzinvestoren.“


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Auf das laufende Geschäft habe der Perring-Angriff keine nennenswerten Auswirkungen, erklärte Leminsky. Belastet habe im dritten Quartal vor allem die Corona-Krise. Das Neugeschäft ging um 19 Prozent auf 704,1 Millionen Euro zurück, der Gewinn sackte um die Hälfte auf 17,7 Millionen Euro ab.

Die Finanzaufsicht BaFin geht den Vorwürfen Perrings nach und durchforstet derzeit die Bilanzen von Grenke. Der Konzern selbst hat mehrere Sonderprüfungen in Auftrag gegeben. Finale Ergebnisse liegen noch nicht vor. Zuletzt hatte Grenke erklärt, die bisherigen Ergebnisse zeigten keine Auffälligkeiten.

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