
Frankfurt Zwei taumelnde Großbanken, zwei neue Strategien, ein Ort: London. Die Olympiastadt und Finanzmetropole an der Themse haben sowohl die Credit Suisse als auch die Deutsche Bank für ein großes Stelldichein mit Analysten und Investoren ausgewählt. Am Mittwoch dieser Woche wird Tidjane Thiam sein neues Konzept vorstellen, wie er die Credit Suisse umbauen will. Am Donnerstag kommender Woche folgt sein Kollege John Cryan, mit seinen Plänen für die Deutsche Bank.
Sucht der Brite Cryan den kurzen Anfahrtsweg? Hat sich Thiam vielleicht von der legendären Speaker's Corner inspirieren lassen – jenem Treffpunkt im Londoner Hyde Park, an dem jeder ohne Anmeldung einen Vortrag zu einem beliebigen Thema halten darf? Wohl kaum.
Die Topbanker wollen vielmehr den direkten Draht zu den wichtigsten Meinungsmachern aufbauen, ihnen nicht per Telefon sondern persönlich ihr Konzept vorstellen. Die einflussreichsten Analysten von Banken und Fondsgesellschaften haben ihren Arbeitsplatz in London. Sie müssen überzeugt werden, damit sie anschließend ein Kaufvotum für die Aktie abgeben beziehungsweise selbst kaufen.
Die Prioritäten sind eindeutig: Vor allem die Investoren müssen informiert werden, weniger die Presse. Thiam überbringt Journalisten die Neuigkeiten zwar schon um halb acht Uhr morgens, gewährt ihnen aber nur 45 Minuten seiner Zeit. Analysten und Investoren steht er in London dagegen von 12 bis 20.30 Uhr deutscher Zeit zur Verfügung.
Cryan wiederum will sich kürzer fassen und in zwei Stunden – von 14 bis 16 Uhr deutscher Zeit – die Anlageprofis überzeugen. Die Journalisten müssen sich hinten anstellen. Sie erhalten erst 16.30 Uhr eine telefonische Audienz. Den Komplettumbau des Vorstands (hier eine Analyse für Digitalpass-Kunden) und eine Aufspaltung des Investmentbankings hatte er am Sonntag schlicht per Pressemitteilung verkündet.