Audemars-Piguet-CEO Bennahmias „Unser größter Wettbewerber ist die nächste Emotion“

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Kaufentscheidungen fallen nicht aus Vernunft

Warum?

Es gab noch nicht die Methoden zur Herstellung. Einige der Maschinen für die Bearbeitung von Oberflächen waren noch nicht in der Lage, uns die Resultate zu liefern, die wir heute bekommen. Und die Programmierer der Maschinen, denen wir viel zu wenig Beachtung schenken, müssen auch das Know-how entwickeln, sie machen die eigentliche Arbeit. Die Aufgabe war: Macht die Uhr so, dass sie einen hohen Wiedererkennungsfaktor hat und möglichst unmöglich zu kopieren ist.

Es gibt so zahllose Modelle auf der Messe, warum konzentriert sich so viel Kritik auf Ihre neue Kollektion? Sicher nicht, weil sie ein rundes Gehäuse hat…

Natürlich, genau deswegen. Wenn sie in den Markt für runde Uhren gehen, sind sie im Ozean mit allen anderen. Mit Royal Oak haben wir unser Terrain. Aber mit der Code 11.59 sind wir da, wo alle sind. Die Marke ist in den vergangenen sieben Jahren stark gewachsen und ist nun der Newcomer in der Stadt. Und der Newcomer ist kein Baby. Es gibt also das Potenzial, dass der Newcomer ein wenig hier vom Kuchen haben will, ein wenig dort. Deswegen sprechen die Leute. Wir bekommen Rückmeldungen von Zulieferern, die sagen: Das ist ernst zu nehmen, hier wurden Limits verschoben.

Eine runde Form verbunden mit einer achteckigen Form. Matte und polierte Teile. Das, so der Hersteller, sei nicht allein ästhetisch, sondern auch schwer zu kopieren und somit gegen Fake-Uhren helfen. Quelle: PR

Sie sind seit 2012 CEO von Audemars Piguet. Haben Sie so eine Reaktion auf eine Uhr schon mal erlebt?

Nein, nie. Es war crazy. Crazy, crazy, crazy. Meine Haltung: Let’s wait and see.

Sie haben schon vor der Messe für Schlagzeilen gesorgt, als sie erklärten das letzte Mal hier auszustellen. Wie wollen Sie kommendes Jahr ihre Produkte vorstellen und Aufmerksamkeit erzeugen?

Die Zeiten sind schneller geworden. In den vergangenen zwanzig Jahren hat es manchmal ein halbes Jahr oder länger gedauert, bis die Uhren auch im Geschäft waren. Dann war der Buzz um die Neuheit schon wieder vorbei. Wir haben unsere Strategie geändert. Heute sind wir in der Lage, ein neues Produkt an verschiedenen Orten in der Welt zeitgleich vorzustellen. Und wir können es unmittelbar danach auch verkaufen. Ein Drittel der für 2019 geplanten 2000 Uhren der Serie Code 11.59 wird Anfang Februar in unseren Boutiquen stehen. Es gibt keine Vorstellung mehr und dann Monate später das fertige Produkt. Die Zeiten sind für mich vorbei.

Weil der Kunde sonst vergessen hat, dass er sich dafür interessiert hat?

Ja, die Aufmerksamkeitsspannen sind kurz. Es ist faszinierend, wie sich in unserer Welt Nachrichten binnen zwei Tagen rumsprechen.

Und wieder vergessen werden.

Und vergessen werden, richtig. Die Welt steht auf dem Kopf. In unserer Welt des Luxus, die vielleicht ein halbes Prozent der Menschheit betrifft, sind es Emotionen. Kaufentscheidungen erfolgen nicht aus Vernunft. Wenn sie Emotionen auslösen, - sei es für ein Kunstwerk, Mode, Autos, Boote oder Flugzeuge - und der Kunde hat die Möglichkeiten, diese Emotionen für ein Produkt umzusetzen, dann muss er das rasch tun können. Unser größter Wettbewerber ist nicht eine andere Marke. Unser größter Wettbewerber ist die nächste Emotion. Wenn sie zu lange als Marke warten, dann überlegt sich ihr Kunde das und der irrationale Impuls geht verloren. Dann zieht er vielleicht weiter zu etwas ganz anderem als einer Uhr.

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