CEO Georges Kern "Breitling kann sich mit einem Finanzinvestor schneller entwickeln"

Seite 2/2

"Es ist ein Vorteil, dass wir allein sind"

Sie haben lange Jahre für einen Konzern gearbeitet, der in der Welt des Luxus zu Hause ist. Nun arbeiten Sie für ein Unternehmen, das einem Finanzinvestor gehört. Vorteil oder Nachteil?
Breitling ist heute schon profitabel und erfolgreich. Aber wir sind jetzt in einer Phase, in der wir uns mit einem Finanzinvestor noch schneller entwickeln und erfolgreicher werden können als in einer großen Gruppe. Es geht darum, die Marke auf die nächste Ebene zu heben und den Wert des Unternehmens nachhaltig zu steigern. Wir sind in besten Händen und können zusammen viel bewegen. Das ist definitiv ein Vorteil.

Was sind denn Ihre nächsten Schritte?
Ein hoher Anteil unseres Vertriebs wird heute über externe Agenten abgewickelt. Das wollen wir ändern, um den Kurs der Marke direkter zu bestimmen. Wir werden von heute weltweit 2000 Verkaufspunkten auf 1500 reduzieren und damit auch in Deutschland für mehr Qualität statt Quantität sorgen.

Weniger Verkaufsstellen, weniger Umsatz?
Die Welt hat sich verändert, ist mobiler und virtueller geworden. Für uns bleibt die mechanische Uhr im Mittelpunk. Neu werden wir unseren Kunden jedoch die Möglichkeit bieten, ihre Breitling online, in unseren Boutiquen oder aber bei einem von uns auserwählten Händler zu kaufen. Diese Omnichannel-Strategie ist heute praktisch in allen Branchen bereits implementiert. Solche Veränderungen im Marketing, im Vertrieb, wie auch bei den Produkten in Rekordzeit zu vollziehen, das ist in größeren Strukturen sehr schwierig.

Die erste Breitling mit der Handschrift von Georges Kern - das Modell Navi8. Quelle: PR

Sie halten, so heißt es, eigene Anteile an Breitling in Höhe von fünf Prozent. Warum?
Weil sich mir die Gelegenheit bot und weil ich Lust dazu hatte.
Nervenkitzel?
Nein, so denke ich nicht. Aber wenn wir Erfolg haben, dann möchte ich daran partizipieren. Unternehmer zu sein, hat mich schon immer interessiert.
In der Regel veräußern Investoren wie CVC ihre Marken nach einigen Jahren. Wer würde, eine Wertsteigerung vorausgesetzt, denn Breitling dann kaufen?
Das CVC-Team, mit dem wir heute zusammenarbeiten, ist unglaublich smart, schnell und erfahren. Ich bin überzeugt, dass es zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Käufer findet, damit sich die Marke noch einmal weiterentwickeln kann. Wann das sein wird, weiß ich nicht. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe als CEO von Breitling. Es gibt viel zu tun in den nächsten Jahren.

In Europa ist es erfolgsentscheidend, beim Juwelier genügend Schaufensterfläche zu bekommen. Große Gruppen wie Richemont, Kering oder LVHM können ihre Marken gesammelt präsentieren. Mit Breitling stehen Sie allein da. Haben Sie beim Juwelier überhaupt eine Chance?
Ein Riesenvorteil. Gerade weil wir Einzelkämpfer sind.

Wieso?
Ich war auf Tour um die ganze Welt: China, Singapur, Hongkong, überall in Europa – die Juweliere lieben das. Wir können schneller entscheiden, sind flexibler und unabhängig. Diesen Vorteil haben wir – und er wird auch von den Händlern geschätzt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%