Einrichten für Singles „Bei der Wohnung hört die Lüge auf“

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Familienbilder stehen lassen, Kontoauszüge wegräumen

Bevor es zu gegenseitigen Besuchen kommt, wissen doch schon die meisten Menschen durch Mails, Telefonate und Treffen auf neutralem Boden, ob sie den anderen sympathisch finden.
Ja, aber da können sie noch eine lange Zeit sich für einen anderen Menschen geben, als sie sind. Sobald ein Mensch ihre Wohnung betritt, hört die etwaige Lüge über sich selber auf. Sie zeigen sich damit, zeigen, wer sie sind. Hier offenbaren sich Charakter, Stil, Wohnwelt und Lebenshaltung. Früher war es in Deutschland eher das Auto, das Auskunft über sie gegeben hat, das ist nicht mehr so stark der Fall. Heute übernimmt die Wohnung die Repräsentation. Mit Designermöbeln können sie ausdrücken, was sie sich leisten können. Mit der Wohnung geben Sie mehr Einblick in ihr Leben als mit einem Auto. Dazu kommt, dass Besuch in den eigenen vier Wänden eben wohl fühlen muss, so wie wir das auch in einem Restaurant erwarten. Da sind also sowohl Gedanken als auch Geld gegebenenfalls gut investiert.

Wer Mitte 30 ist, hat nun wirklich keine Lust mehr auf den Einkauf bei Ikea, besagt eine amerikanische Umfrage. In Deutschland sieht das etwas anders aus.


Bietet die Möbelindustrie die Produkte, um zu signalisieren, dass man an einer Partnerschaft interessiert ist?
Natürlich, und diese Haltung sollte man bei der Auswahl der Einrichtung auch signalisieren. Das einfachste ist sicher ganz banal ein Bett mit zwei Kissen und zwei Decken. Und natürlich sollten die Möbel im besten Sinne Raum bieten – ich habe Fälle erlebt, in denen jede freie Fläche, die nicht unbedingt nötig war für die eigene Person, mit Akten belegt war. Alle Stühle, fast die gesamte Tischfläche. Da braucht es dann nicht mal eine neue Einrichtung, sondern zunächst mal nur den Willen, Platz zu machen und aufzuräumen. Aber selbstverständlich signalisieren sie mit ausreichend Sitzgelegenheiten, einem Sofa statt eines Sessels, dass sie das gemeinsame Leben, oder doch zumindest gemeinsame Zeit, wünschen.


Welche groben Fehler sollte man vermeiden?
Das ist nicht anders als bei der Auswahl der Kleidung – es muss authentisch sein. Es muss zu ihrer Persönlichkeit passen. Selbstverständlich sind wir alle umgeben von neuen Trends und Entwicklungen, die wir mitmachen sollen. Das müssen wir aber gar nicht. Es gibt kein Muss, die neue Generation Schrankwand zu kaufen oder die Wohnung mit der Wandfarbe der Saison zu streichen, wenn ich mich nicht wohlfühle. Wenn die Wahl ihrer Möbel einem etwaigen Partner nicht akzeptiert, dann bringt er damit zum Ausdruck, dass er sein Gegenüber nicht so akzeptiert, wie er es sollte. Also ist es sinnvoll, die eigene Persönlichkeit in der Einrichtung zum Ausdruck zu bringen, statt zu versuchen, Trends hinterherzurennen oder einfach nur viele Einzelteile zusammenzukaufen, die einem gefallen. Es sollte ein roter Faden da sein. Es gibt so viele Wohnwelten und Wohnsituationen, wenn alle den gleichen hätten wäre es doch wirklich langweilig. Respekt sich selbst und dem Gegenüber, Authentizität, Wohlfühlfaktor, Lebenslust und soziale Kompetenz helfen mit bei der Gestaltung von Wohnwelten.

Und dann verlieben sich die Menschen und die Einrichtungsstile passen nicht zusammen, was raten Sie dann?
Da können sich so viele Formen entwickeln. Jeder kann seine Wohnung behalten, oder zumindest ein eigenes Zimmer – oder man erarbeitet es in einem Gespräch, was der eine an der Wohnung und Einrichtung des anderen mag und konzentriert sich bei der Auswahl auf die Schnittmenge.

Zehn Fakten über das schwedische Möbelhaus
Ingvar Kamprad Quelle: REUTERS
Das Foto aus dem Jahr 1974 zeigt das erste in Deutschland eröffnete Ikea-Möbelhaus in Eching bei München Quelle: dpa
Ikea Köttbullar Quelle: dpa
Wie Ikea zu seinem Namen kam Quelle: dpa
Der Ikea-Katalog ist beliebter als die Bibel
Das Bücherregal „Billy“ ist einer der Ikea-Verkaufsschlager schlechthin Quelle: dpa
Ikeas "Klippan" ist nicht nur ein Sofa für die Studentenbude, sondern auch ein kleines Kaff in der schwedischen Provinz. Quelle: dpa


Kurz noch ein paar Tipps zur Praxis: Die persönlichsten Dinge wegräumen?
Natürlich! Auf keinen Fall Sexspielzeug oder Dokumente über die eigenen Finanzen offen liegen lassen!

Alles schon gesehen?
Alles schon gesehen!

Und das Bild von den Eltern?
Das darf natürlich bleiben! Eine Wohnung zeigt ja auch eine Entwicklung. Das ist Teil des Lebens. Das gehört dazu. Wirklich verschwinden sollten nur die Fotos der Ex-Partner. Und wenn sie die Einrichtung aus der vorigen Beziehung so belassen haben, und die von ihrem Ex-Partner geprägt wurde und nur halb gut zu ihrer Persönlichkeit passt: Dann ist Zeit für neue Möbel.

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