Hotellerie Horst Rahe und sein käufliches Paradies

Horst Rahe in seinem Paradies - in seinem Hotel soll es unter als Club unter den Mitgliedern künftig legerer zugehen. Quelle: TN Hotel Media Consulting

Horst Rahe erfand einst die Aida-Flotte. Ihm gehören Hotelketten und Luxushotels. Nun verordnet er seinem wohl exklusivsten Standort ein ganz neues Konzept: Ein Hotel-Club, in den sich betuchte Kunden einkaufen können.

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Dass Horst Rahe zögerlich wäre, wird ihm sicher kaum jemand nachsagen. Ein mit zwei Michelin-Sternen bewertetes Restaurant in einem seiner Hotels macht zu viel Verlust? Schließen. „Nur fünf Prozent der Hotelgäste besuchten das La Mer, 10 bis 15 Prozent hätten es sein müssen“, sagte Rahe 2015, als er die aufwendige Haute Cuisine in den Urlaubshotels der Marke A-Rosa abschaffte.

Ein seit gut 20 Jahren prägender Hoteldirektor passt nach Rahes Empfinden nicht mehr zum Haus? Vertrag wird nicht verlängert. „Auch dieses Haus muss Geld verdienen“, sagte er gewohnt offenherzig dem Hamburger Abendblatt, das die Personalie im Hotel Louis C. Jacob eng verfolgte. Ein Direktor müsse Diener des Hotels sein und nicht das Hotel der Diener des Direktors, ergänzte Rahe.

Die Kreuzfahrt-Flotte Aida? Verkauft. Eine Marke, die andere vielleicht als wichtigsten Baustein ihres Lebenswerks betrachtet hätten. 1993 hatte Rahe zusammen mit Nikolaus H. Schües die Deutsche Seereederei (DSR) mit Sitz in Rostock gekauft, ein ehemaliger Volkseigener Betrieb. Rahe und Schües entwickelten die Idee, auch in Deutschland mit Kreuzfahrtschiffen mit legerer Atmosphäre Gäste auf die Meere zu locken.

1996 malte Grafiker Feliks Büttner den ersten so typischen Kussmund auf den Rumpf eines Aida-Schiffs, der AIDAcara. Doch die Geschäfte liefen nicht nach den Vorstellungen des 1939 in Hannover geborene Betriebswirts Rahe, trotz zahlreicher Bemühungen. Vom Kreuzfahrtgeschäft ist nicht viel mehr geblieben außer dem Wort Seereederei.

Heute ist das Unternehmen mit Sitz in Rostock vor allem die Holding für Hotels: Die vier A-Rosa-Resorts, die für eine junge Zielgruppe ausgerichteten „a-ja Resorts“, die Henri-Hotels in Berlin, Hamburg und bald Düsseldorf, das Louis C. Jacob.

Und das Hotel Paradies Ftan, das, wenn es nach Rahe geht, bald keines mehr ist. Von den Büros der DSR am Kaiserkai in der Hamburger Hafencity aus sagt Rahe dem klassischen Verständnis für das Hotelgewerbe Adieu.

Horst Rahe

Ausgerechnet im Paradies soll nun Schluss sein mit Hotelgästen, die für einige Nächte oder eine Woche nach Ftan im Engadin reisen und auf 1650 Meter für eine Weile Sorgen hinter sich lassen möchten. Das Hotel, jetzt bereits als Aber-Wirklich-Alles-Inklusive geführt, schließt und öffnet wieder: Als Hotel. Das gehört dann aber, so hat es Rahe sich überlegt, nicht länger ihm allein, sondern Teilzeit-Teilhabern.

„Hapimag“, unken diejenigen, die solche Konzepte mit Skepsis betrachten. Hapimag ist Anbieter von Ferienwohnrechten mit 58 Ferienanlagen in 16 Ländern. 130.000 Mitglieder und damit Anteilseigner waren Ende 2016 dabei und erhalten für ihre Investition das Anrecht in den Anlagen in Europa, Nordafrika und den USA zu übernachten.

16 Owner im Paradies

Im Paradies sollen es 16 „Owner“ sein, die einen Club bilden. Rahe gründet eine Aktiengesellschaft „ohne Altlasten“, heißt es in dem Leporello, das Sehnsucht sowohl nach Urlaub wie nach Rendite wecken soll. 3,5 Prozent pro Jahr verspricht es. „Eine attraktive Verzinsung in heutigen Zeiten.“

Rahe, der das Haus 1994 kaufte, zwei Jahre nach dem Hamburger Louis C. Jacob, bleibt „Owner“. Seine Mitbesitzer dürfen ihre Lieblingssuite reservieren und tragen mit ihrer Investition zur „Verschönerung und Verbesserung“ bei, die für 2018/19 eine Renovierung von Bädern und Zimmern vorsieht.

Zwischen 450.000 und 775.000 Franken kostet die Aktie für eine der verschiedenen Suiten. Inbegriffen sind 14 Tage Aufenthalt, Green Fees und Skipässe, Chauffeurservice und Gratis-Wäscheservice.

Das Paradies in Bildern
Die Sommerterrasse des Hotels auf rund 1600 Metern Höhe. Quelle: PR
Rahes Hotel Paradies im Ort Ftan. Quelle: PR
Kulinarik im Hotel Paradies. Quelle: PR
Der Whirlpool des Paradies. Quelle: PR
Eine Suite im All-Inclusive-Hotel Paradies. Quelle: PR
Ein Wohnzimmer einer Suite. Quelle: PR
Das Paradies im Sommer. Links im Bild wieder das Hotel. Quelle: PR

Wer auf Eigentum in der Schweiz verzichten und vielleicht nur 7 Tage bleiben möchte, dem bietet Rahes Clubmodell auch eine auf drei Jahre festgelegte Mitgliedschaft für 8.500 bis 13.000 Franken an – für zwei Personen. Dazu kommen 10.000 Franken für ein Club-Zertifikat, die bei Austritt zurückerstattet werden.

Rahes Unternehmensstruktur ist komplex, die Webseite der DSR führte unter anderem zu Webseiten wie der von di-invest.de, angemeldet von Becks Consulting in Philadelphia. Ein Irrtum beim Programmieren, der nie aufgefallen ist, vielleicht auch, weil immer Bewegung ist in Rahes Reich.

Andererseits hängt Senator E.h. Rahe auch an seinen Projekten, tauscht eher erneut Geschäftsführer aus, übernimmt wieder selbst die operative Leitung, bevor er eine Idee drangibt. Und davon hatte er im Laufe seines Berufslebens viele.

Die noch kleine Reihe sehr individueller Häusern, die sich vor allem an Menschen richtet, die für Projekte viele Wochentage in einer Stadt verbringen, möchte Rahe erweitern. Henri, so der Name, besteht seit fünf Jahren, in Hamburg und Berlin sind diese Mischungen aus Boarding-Haus und Hotel gut ausgelastet, Düsseldorf soll bald folgen.

Statt Hotelrestaurant mit Service können sich die Gäste dort abends in einer Art offenen Küche am Kühlschrank bedienen. Man kennt sich, vielleicht trinkt man mal was zusammen als Nomade der modernen Dienstleistungsgesellschaft.

Ähnliches schwebt Rahe auch im Paradies vor. Alles lockerer, alles legerer. Das ist seine Vision für ein Hotel, das im Falle einer erfolgreichen Vermarktung der Clubanteile auf einen Schwung einige Millionen Franken für Investitionen zur Verfügung hätte und sie teils in Naturalien-Dividende zurückzahlen könnte.

Rahe, nie verlegen um eine klare Antwort, hat nach eigener Aussage bereits einige echte Interessenten. Die braucht er vielleicht auch, um das Paradies so erhalten zu können, wie es ihm gefällt.

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