Jugendwort des Jahres Zu spät, zu falsch, zu alt

Das Jugendwort des Jahres ist „i bims“. Sprachhistoriker werden das einst als zu späte Entscheidung geißeln.

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Der legendäre Komiker Groucho Marx sagte eins: „Ich weigere mich, Mitglied in einem Club zu sein, der mich aufnehmen würde.“ Das gilt so auch für Sprache.

Vong Idee her.

Wenn erwachsene Menschen auf Facebook oder in lustigen Bildchen „I bims“ schreiben, ist das Wort als Jugendwort des Jahres damit automatisch disqualifiziert.

Mode, Sprache, Musik – bei Jugendlichen im heranwachsenden Alter dienen die nicht nur der Wärmung und Unterhaltung – sondern der Differenzierung und Abnabelung. Nichts ist peinlicher als Eltern, die in der gerade angesagten Mode von 15-jährigen bei einer Party zu den Top-Ten abhotten, oder was man heute halt so sagt.

Ein anständiges Jugendwort des Jahres wird durch die Kür dazu überhaupt erst einer größeren Gruppe jenseits der 18 bekannt. „I bims“ erfüllt das schon lange nicht mehr. Auch wenn die Juroren dieser Auszeichnung das sich noch sehr wünschen.

Guckst du: Selbst auf den Webseiten in Franken (!) war die Geschichte der Herkunft des Wortes dargestellt, quasi etymologisch für die Menschen rund um Bamberg oder Heilbronn aufbereitet. Dort steht als Ursprung des Wortes ein Mensch von 33 Jahren. Allem Jugendwahn zum Trotz – das ist alt.

Ein echtes Jugendwort hat seine Berechtigung nicht allein durch die Verbreitung und Verwendung in der Zielgruppe – es reflektiert im besten Falle auch eine kulturelle oder soziologische Entwicklung, die die Jugend auch betrifft. Napflixen, fernschimmeln – können Sie mal googlen, also eine Suchmaschine benutzen.

Sprache lebt und die der Jugend davon, dass sie partiell nicht von den erwachsenen verstanden wird oder besser noch nicht gekannt. „I bims“ ist da vong Wahl her eine schlechte. Es ist ein drolliger Gag. Dass nicht jedes Jugendwort lediglich lustig ist, zeigt die Weitsicht, mit der die heranwachsende Bevölkerung agieren kann und Worte kreiert, die sie nutzt und die Bestand haben können – in Berlin könnte man sich dieser Tage des zweitplatzierten Jugendwort des Jahres 2015 erinnern: Merkeln. Die Bedeutung: Keine Entscheidung schaffen. Das haben die Juroren für das Jugendwort des Jahres zwar nun getan – es war aber die falsche.

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