Luxusuhren Zeit für Bescheidenheit bei den verwöhnten Uhrenherstellern

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Billig oder extrem teuer laufen gut - dazwischen wird's eng

Für Uhren, die weniger als 250 und mehr als 10.000 Euro kosten, steigt die Bereitschaft, Geld auszugeben. Dazwischen sinkt sie. Das belegen auch die Zahlen der FHS für die Schweizer Exporte, mit einem Exportwert von rund 17 Milliarden Euro im Jahr 2016 die mit weitem Abstand größte Exportnation von Uhren. Deutschland erzielte im gleichen Zeitraum einen Exportwert von knapp 1,8 Milliarden Euro.

Davon machte den Löwenanteil das Segment der Uhren jenseits von 3000 Schweizer Franken, rund 2600 Euro aus. Es zeigt auch die positivste Entwicklung aller Preissegmente. Waren es im Jahr 2000 noch rund 490.000 Uhren aus dieser Kategorie, die die Schweizer Marken exportierten, stieg die Zahl über 730.000 im Jahr 2005 auf den Höchststand von 1,5 Millionen Stück und sank nur leicht im Jahr 2016.

Eine Stagnation hingegen verzeichnet laut der FHS-Statistik die Kategorie von Uhren zwischen 500 und 3000 Schweizer Franken - sie verharrt seit dem Jahr 2000 recht konstant bei drei Millionen Stück im Jahr.

Das absolute Premiumsegment birgt jedoch Gefahren. Lange erfreuten sich die Uhrenhersteller reißenden Absatzes in China. Die Antikorruptionsgesetze verhagelte der Luxusindustrie und somit auch den Uhrenherstellern die Umsätze. Neue Märkte lassen sich so schnell nicht erschließen. Also besinnt man sich des Brot-und-Butter-Geschäfts, das vielleicht mühseliger ist, aber berechenbarer.

Die deutsche Marke Nomos Glashütte machte es zu Beginn des Jahres vor. Mit einem Modell wand sich das Unternehmen an Eltern und Großeltern, die Abiturienten oder Universitätsabsolventen zum erfolgreichen Abschluss eine Uhr schenken wollen. Knapp über 1000 Euro lagen die Uhren mit dem passenden Namen Campus.

Nun richtet sich die Aufmerksamkeit auf diejenige, die nach den ersten erfolgreichen Schritten im Berufsleben sich vielleicht selber belohnen wollen. "At Work" heißt die nun vorgestellte Serie, der das Unternehmen mehr Aufmerksamkeit widmet als dem 25. Jubiläum seines Erfolgsmodells Tangente, das seit Gründung der Marke vor 25 Jahren stellvertretend für den Bauhaus-Ansatz im Design steckt.

Größer, maskuliner und doch dezent genug, um unter der Manschette zu verschwinden, das sollen die Zielgruppe ansprechen.

Die kauft nur immer häufiger im Internet statt im stationären Handel. Der örtliche Juwelier als Begleiter von Konfirmation bis Silberhochzeit ist einer Generation, die mit mobilen Shopping ihre Garderobe füllt, fremd geworden. Sie fremdelt damit fast so sehr, wie die Uhrenindustrie mit dem Vertriebskanal Internet. Der Hamburger Juwelier Wempe arbeitet seit langem daran, seine Produkte online anzubieten.

Einzelne Marken haben jedoch gar kein Interesse, dass eine Taucheruhr für 5000 Euro per Click im Warenkorb landet und per Paketdienst beim Kunden. So ist es Interessenten nicht mal für Wempes eigene Uhren der Marke Zeitmeister möglich, Modelle wie die Sport Taucher Chronograph Bronze online zu bestellen. Sie erfahren maximal, was die Uhr kostet - und bei bestimmten Modellen bestimmter Marken nicht mal das.

Die Marke Nomos geht auch da eigene Wege. Nach der Fertigstellung einer neuen Fertigungshalle in Glashütte wurde auch der Internetauftritt nun aufgefrischt. Selbstverständlicher Bestandteil davon: Der eigene Online-Shop für alle Uhren. Dort gibt es sie zwar weder schneller noch günstiger Uhren als bei den eigenen Händlern. "Aber wenn wir es machen, macht es kein anderer", sagt Uwe Ahrendt, Geschäftsführender Gesellschafter bei Nomos.

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