Luxusuhren Das gute graue Geschäft mit Rolex und Omega

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Gewünschte Knappheit

Dazu kommen Wartezeiten wie man sie aus der Autoproduktion kennt und Limitierungen bestimmter Händler, die neben den Verkaufsschlagern auch die vielleicht nicht so begehrten Modelle in die Auslage packen mussten, um mit den Produzenten auch weiterhin zusammenzuarbeiten, sind Teil des über Jahrzehnte aufgebauten Marktes, der sich noch immer recht erfolgreich den Mechanismen des Online-Handels entzieht.

Uhren online kaufen? Nicht bei den Herstellern. Der Hersteller Nomos Glashütte gehört zu den wenigen Ausnahmen, die es Kunden ermöglichen eine Uhr auf der Homepage auszuwählen, in den Warenkorb zu legen und per Klick zu kaufen. Bei anderen Marken heißt es: Anschauen ja, kaufen nein.

Von einem erfolgreichen Handelskonzept für das Internet sind die Uhrenmarken als Teil der Luxusindustrie in der Regel weit entfernt. Auch, weil die Furcht zu groß ist, das eingespielte Miteinander könnte allen schaden. Der Nimbus einer raren Uhr leidet, wenn sie wie ein Rasenmäher per Klick und Paketdienst den Kunden erreicht. Ein leicht nachzuvollziehender Preiskampf um die begehrtesten Modelle? Ein Alptraum für eine Branche, die Kunden in langen Gesprächen erklärt, welche Kombination an uhrmacherischen Komplikationen es ist, die den Preis eines Kleinwagens oder eben auch eines Supersportwagens rechtfertigen sollen.

Die Hersteller haben Einsteigeruhren vernachlässigt

Wie ein Bugatti Chiron oder Porsche 911 GT3 RS thronen die in homöopathischen Mengen produzierten Über-Uhren über den schnöden Dreizeiger-Uhren als Objekte der Begierde – mit klingelnder Minutenrepetition oder mechanischen Kalendern, die mehr als hundert Jahre das Datum korrekt anzeigen, ohne justiert werden zu müssen.. Diese Leuchttürme sind des, die den Reiz des technisch eigentlich überflüssigen Zeitanzeigers vorführen, die Begehrlichkeit auslösen, die bis in die Klasse der Einsteigeruhren ausstrahlt. Jenes Segment, das die Uhrenhersteller in den vergangenen Jahren vernachlässigten und dem sie nun nach den Rückgängen wieder mehr Aufmerksamkeit schenken.

Auf seiner Homepage verweist Rolex per Pop-Up-Foto auf die Zusammenarbeit mit seinen Konzessionären.

So zeigten auf den Messen in Basel und Genf viele Marken wieder erschwingliche Luxusuhren für Berufseinsteiger, Abiturienten, Uni-Absolventen – junges Publikum, das gewonnen werden will und mit Instagram mehr anfangen kann als einem Papierkatalog.

Dass der Online-Handel und die digitale Inszenierung der Marken verbessert werden muss, das weiß auch Wempe. Und ist dabei abhängig von den Herstellern, die über ihren Schatten springen müssten. Ein Kaufbutton sei für einige renommierte Hersteller noch immer undenkbar. Der einst bereits betriebene Shop wurde wieder abgestellt – bis auf weiteres, ein Chief Digital Officer plant die kommenden digitalen Aktivitäten.

Viel Zeit bleibt den Spezialisten vielleicht nicht. Luxus-Shopping im Internet könnte auf absehbare Zeit auch die Giganten im Onlinehandel begeistern. Amazon hat bereits begonnen, zumindest im Weinhandel mit einer eigenen Produktion, den Markt zu beackern. Was denn wäre, wenn Amazon sich entschlösse, auch als Händler teurer mechanischen Uhren anzutreten? Es wäre sehr viel gute Laune nötig, um dann optimistisch zu bleiben, das weiß auch Juwelier Wempe. Bis es jedoch soweit ist, gibt es wieder Grund für gute Laune.

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