Tourismus Die Reise zum Film

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Hollywood in Görlitz

Während die einen sich abschotten, reizen die anderen ihre Beliebtheit aus. Andrea David nahm ihre virtuelle Fangemeinde zuletzt auf einen Ausflug mit zum Kellerman’s Resort, Drehort der Kultschmonzette „Dirty Dancing“. Das Hotel im US-Bundesstaat Virginia heißt zwar in Wahrheit Mountain Lake Lodge, aber um nüchterne Wahrheiten geht es nicht in dieser Geschichte.

Die Hotelbetreiber jedenfalls haben die kommerziellen Chancen des Kultfilms rechtzeitig erkannt und ein Begleitprogramm arrangiert. Ein mit viel Historie und Liebe aufgeladenes Dirty-Dancing-Wochenende ist ganzjährig zu buchen. Außerdem gibt es Drehort-Führungen, Tanzkurse und Schnitzeljagden. Selten sei sie einem Film so nah gekommen, ließ David die digitale Welt nach ihrer Rückkehr wissen. Da macht es auch nichts, dass der benachbarte See, Szenerie der berühmtesten Hebefigur der Filmgeschichte, seit 2008 ausgetrocknet ist.

„Filmtourismus schafft eine Verbindung zu Menschen, die man als Filmcharaktere in gewisser Weise zu kennen glaubt“, sagt Stefan Rösch, Betreiber der Website Filmquest, die Filmstätten dokumentiert. Er lebt in Neuseeland und weiß, wovon er spricht. Kaum ein Land hat durch Filme so viel Aufmerksamkeit erfahren wie der Drehort von „Herr der Ringe“.

Manche Besucher kommen ins liebliche Hobbingen, ohne den Film jemals gesehen zu haben. Andere, weil sie die drei Teile immer und immer wieder konsumieren. Doch fast alle Neuseeland-Touristen sind der Ansicht, dass ein Besuch der Set-Welt zum standardmäßigen Reiseprogramm gehören sollte.

Nur manchmal geraten die Welten durcheinander. Das „Grand Budapest Hotel“ etwa ist nicht nur ein sehenswerter Wes-Anderson-Film, sondern auch ein Anziehungsort für viele Fans. Wie groß aber war die Enttäuschung der Reisenden, als sie feststellen mussten, dass es das Hotel in Wirklichkeit gar nicht gibt? Und dass der Film stattdessen in einem leer stehenden Kaufhaus in Görlitz gedreht wurde? Auf der Bewertungsplattform Tripadvisor finden sich trotzdem mehr als 300 Beiträge, die das imaginäre Hotel preisen. So also sieht sie auch aus, die Realität des Filmtourismus.

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