Werner knallhart

Sommerurlaub zu Hause: „Staycation“ ist clever

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Ach, mein Balkonien

Der Sommerdrink des Jahres: Die meisten von uns verbinden den mit Erinnerungen an ihre schönsten Momente des Jahres in Italien, Spanien oder Griechenland. Dabei könnten wir Hugo, Aperol Spritz, Moscow Mule und Tiojito genauso mit den herrlichsten Sommermomenten auf der eigenen Terrasse in Herford, Ratingen oder Aurich assoziieren. (Tiojito? Ha, ja, ich habe mich schlau gemacht, was 2018 in ist: Sherry mit Zitronenlimo und Minze).

Aber was soll das Ganze? Nun, Urlaub daheim würde eine Menge Geld sparen. Geld, das übrig wäre für eine Reise in jener Zeit, in der es hier zu Hause fies und eklig wird. Wer kann, bucht außerhalb der Ferien im Oktober eine Reise nach Spanien, Ende November nach Thailand oder im Februar nach Kuba. Außerhalb der Ferienzeit sind solche Fernreisen oft nicht teurer als die nach Südeuropa in der Hauptsaison. Der Clou für Urlaubstage-Sparfüchse: Im Sommer daheim halbtags arbeiten, zur Mittagspause nach Hause und im Garten die Füße hoch, und dafür pro Woche nur zweieinhalb Urlaubstage investieren. Den gesparten Rest dann am Stück im Winter dran hängen.

Ja, mit Kindern ist das oft schwierig. Und drei Wochen Urlaub am Stück geht meist nur in den Sommerferien. Mit Kindern gelten eben andere Regeln. Aber zum fairen Ausgleich hat man dafür ja die kleinen Sonnenscheine im Kindersitz.

Aber alle Singles oder Paare ohne Kinder oder mit Kindern in einem Alter, in dem sie sich gemeinsame Freizeit mit den Eltern verbitten: Genießt euer Zuhause doch mal im Sommer. Damit lägen Sie übrigens voll im Trend: Staycation oder Holistay sind die internationalen Begriffe für Urlaub daheim. Von irgendwelchen US-Promis abgesehen, deren Namen ich mir nicht merken kann, aber die in den sozialen Medien damit hausieren gehen, ihren Urlaub oder die Flitterwochen daheim zu genießen, zeichnet sich offenbar in der Tourismusbranche ohnehin ab: Nach Jahrzehnten, in denen die Menschen der reichen westlichen Welt dank billigerer Flugpreise die Welt erkundet haben, entdecken viele nun auch wieder den Reiz der näheren Umgebung: „Guck mal, Fachwerk."

Vor ein paar Tagen prahlte ein Kumpel aus Köln voller Vorfreude und gegen den offiziell verkündeten Sommer-Trend: „In zwei Wochen fliege ich zum Tauchen nach Ägypten.“ Hurghada Ende Juni: knapp 40 Grad, Sonne und Wind. Das nenne ich Sonne tanken. Ich mach das lieber bei 25 Grad bei einem kühlen Bierchen auf dem Balkon. Und esse die winzigen Stachelbeeren, die zu meiner Linken sprießen, selber. Ach, mein Balkonien.

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