Die deutsche Wirtschaft wächst. Die Arbeitslosenquote sinkt. Kann es schönere Nachrichten geben? Wohl kaum. Doch ganz so rosig ist die Lage nicht, denn gleichzeitig verändert die Digitalisierung bestehende Geschäftsmodelle, ruckelt an alten Strukturen und beeinflusst das Denken in Unternehmen. Und zwar so radikal wie tiefgreifend. Der 2014 verstorbene Medienunternehmer Ossi Urchs beschrieb es mal ganz treffend so: „Digitalisierung ist nicht wie Schnupfen – es geht nicht wieder weg.“
Wie aber mit den komplexen Herausforderungen umgehen, wenn man weiter erfolgreich sein will im Markt? Bemühen wir noch ein altes chinesisches Sprichwort, das sagt: „Wenn der Wind der Veränderung bläst, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen.“ Viele Firmen, die mit dem technologischen Wandel Schritt halten und den Anschluss nicht verpassen wollen, bauen immerhin gerade fleißig Windmühlen und suchen dafür qualifizierte Fachkräfte. Händeringend, denn von ihnen gibt es auf dem Arbeitsmarkt viel zu wenige. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Gehaltsreport des Personaldienstleisters Robert Half, der dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.
Für 94 Prozent der Unternehmen, die für die Studie befragt wurden, ist es sehr schwierig, qualifizierte Kandidaten zu finden. Vor allem Fachkräfte mit Spezialwissen und Know-How in Nischenbereichen sind Mangelware. Eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen auch die Mitarbeiter aus der Babyboomer-Generation der 50er- und 60er Jahre, die in Rente gehen.
In diesen Bereichen verdienen Führungskräfte ü50 das meiste Geld
Der bestbezahlte Beruf der über 50-jährigen Beschäftigten in einer Führungsposition ist Chefarzt. Niedergelassene Ärzte in einer eigenen Praxis verdienen durchschnittlich 193.222 Euro im Jahr.
Quelle: Gehalt.de
Auf Rang zwei liegen Unternehmensberater. Sie liegen bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 186.616 Euro.
Es folgen Geschäftsführer mit einem durchschnittlichen Jahresbrutto in Höhe von 159.127 Euro.
Ein Vertriebsleiter ü50 verdient im Schnitt 140.746 Euro brutto im Jahr. Macht Platz vier im Ranking.
Ein kaufmännischer Leiter jenseits der 50 kommt im Jahr auf ein Gehalt von 136.962 Euro brutto.
Die Folge: Weil die Unternehmen um die besten Köpfe ringen müssen, können sich die Top-Kandidaten ihren neuen Arbeitgeber häufig aussuchen und dürfen sich auch noch über mehr Geld in der Tasche freuen. „Gerade für Branchen wie die IT oder das Finanz- und Rechnungswesen ist es momentan eine Herausforderung, die passenden Mitarbeiter zu finden und an das eigene Unternehmen zu binden. Attraktive Gehälter sind dafür eine wichtige Voraussetzung“, erklärt Sven Hennige, Senior Managing Director von Robert Half.
Wobei der Kontostand natürlich heutzutage längst nicht mehr der einzige Faktor ist, mit dem Unternehmer ihre Mitarbeiter an sich binden sollten. Entscheidend ist auch, wie die Arbeitsbedingungen aussehen. Stichwort Entwicklungs- und Karriereperspektiven. Oder auch Generation Y. Hennige: „Dazu gehören neben einem besseren Gehalt auch Fortbildungen, mehr Gestaltungsspielraum, eine offene Unternehmenskultur und eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, sorgen für eine ausgeglichene Work-Life-Balance.“
Weil die Fachkräfte also so rar sind und längst nicht mehr so schnell gefunden werden, ist die Zeit günstig, mit dem Chef über Geld zu reden. Diese Gehaltsstudie zeigt Ihnen, was Sie für Ihre Arbeit verlangen können. Welche Gehälter 2017 gezahlt werden, welche Markttrends die Nachfrage nach gutem Personal steuern und welche Kenntnisse aktuell besonders gefragt sind, haben wir auf den folgenden Seiten zusammengestellt. Dabei bietet die Studie Einblicke in den aktuellen Stellenmarkt für das Finanz- und Rechnungswesen, IT- sowie Assistenz- und kaufmännische Berufe. Mehr als 100 Positionen finden sich in der Übersicht.
In diesen Bereichen verdienen Fachkräfte ü50 am meisten
Die Bestverdiener im Alter über 50 Jahre, die keine Personalverantwortung tragen, sitzen in der Abteilung Business Development. Sie verdienen hier durchschnittlich 104.489 Euro brutto jährlich.
Quelle: Gehalt.de
Es folgen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in der technischen Forschung und Entwicklung. Hier verdient eine Fachkraft ab 50 durchschnittlich 90.542 Euro brutto im Jahr.
IT-Berater ab 50 Jahren verdienen im Mittel 89.222 Euro im Jahr. Der Medienverdienst liegt bei 74.142 Euro brutto.
Außerdem zählen Vertriebsingenieure mit einem Durchschnittsgehalt von 88.843 Euro brutto im Jahr zu den Top-Verdienern der Generation 50 plus.
Fachärzte über 50 gehören mit einem durchschnittlichen Jahresbruttogehalt von 87.173 Euro ebenfalls zu den Top Fünf der Fachkräften mit dem höchsten Jahreseinkommen.
Wichtig: Die angegebenen Zahlen sind Durchschnittswerte für Deutschland und beziehen sich immer auf die Brutto-Jahresgehälter ohne Benefits, Boni oder andere Zusatzleistungen. Zu beachten ist außerdem, dass die Einkommenshöhe auch von Faktoren wie der Region, Branche oder der Unternehmensgröße beeinflusst wird. Zwischen den verschiedenen Berufsgruppen gibt es ebenfalls große Unterschiede.