Johan van Gompel ist leitender Volkswirt bei der belgischen Bank KBC, wo er für die Analyse der europäischen Immobilienmärkte zuständig ist. Zudem ist er Gastprofessor an der Universität von Antwerpen.
WirtschaftsWoche: Herr van Gompel, seit mehr als sechs Jahren steigen die Häuserpreise in der Europäischen Union. Was ist der Grund dafür?
Johan van Gompel: Der kräftige Preisanstieg hat zwei Hauptursachen. Zum einen haben die niedrigen Zinsen als Folge der expansiven Geldpolitik den Erwerb von Häusern und Wohnungen für die Bürger erschwinglicher gemacht. Zum anderen lief die Konjunktur vor Ausbruch der Coronapandemie ausgesprochen gut. Es entstanden zusätzliche Jobs und die Einkommen stiegen. Das hat den Menschen den finanziellen Spielraum verschafft, der für den Kauf einer Immobilie nötig ist. Dazu kommen einige länderspezifische Faktoren wie die steuerliche Behandlung von Hypothekenschulden. In Belgien beispielsweise konnten die Menschen durch den kreditfinanzierten Kauf von Wohnungen und Häusern Steuern sparen.