Einblick
Mit Strafzöllen zwingt Donald Trump Europa möglicherweise zu einem Handelskrieg. Quelle: dpa

Danke, Donald! (Teil 2)

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Washingtons Drohung mit dem Handelskrieg hat durchaus etwas Positives. Sie könnte Europa trotz Italientrauma endlich zusammenschweißen.

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Haben Untergangspropheten recht? Was da auf geopolitischer Bühne hochkocht, kann für den alten Kontinent tatsächlich gefährlich werden. Europa muss gerade eine üble Mischung aus brüsselkritischen Populisten in Rom und einem protektionistischen Populisten in Washington verkraften.

Es wirkt wie ein besonders harter Stresstest. Denn ein stabiles Testobjekt sieht anders aus. Hadern mit der Europäischen Union gilt als Breitensport. Die Briten sind Meister darin und haben sich gleich ganz verabschiedet. Im Osten lieben sie die EU ungefähr so innig wie einen Pickel auf der Nase.

Das ist allerdings nichts im Vergleich zu Italien. Die neue Regierung aus rechter Lega und der bunten Cinque Stelle will kein „Sklave“ mehr von Frankreich und Deutschland sein. Im Wahlkampf testeten die Scharfmacher schon mal die Grenzen aus und versetzten die Finanzmärkte in Euro-Krisen-Modus. Inzwischen ist es ruhiger, aber nicht unbedingt weniger gefährlich. Die geplante Neuverschuldung könnte die Währungsunion belasten.

Und US-Präsident Donald Trump setzt nun noch einen obendrauf. Mit Strafzöllen zwingt er Europa möglicherweise zu einem Handelskrieg. Und mit seiner Kritik am deutschen Exportwunder will er es gleichzeitig spalten. Sein Botschafter in Berlin, Richard Grenell, sorgt für das schockierende Topping. Das rechtspopulistische US-Nachrichtenportal „Breitbart“ zitiert ihn mit den Worten, er sei ein großer Fan des österreichischen Kanzlers Sebastian Kurz und wolle konservative Politiker in ganz Europa stärken. Mehr Fauxpas als Diplomat geht kaum.

Doch die düstere Gemengelage könnte auch ihr Gutes haben. Glaubt man Europafans wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, so setzen erst Krisen etwas in Bewegung. Das Narrativ der EU, seit 70 Jahren Krieg verhindert zu haben, zieht nicht mehr so richtig. Aber ein erweiterter Sicherheitsbegriff, der bis zur wirtschaftlichen Situation des Einzelnen reicht, vielleicht schon. Nur ein geschlossenes Europa kann die Nachteile ökonomischer Auseinandersetzungen mit Machtblöcken wie China oder den USA minimieren. Trumps Attacken müssten auch den Skeptikern die Augen öffnen.

Das wäre bereits sein zweiter unfreiwilliger Verdienst um Europa. Kurz nach der Präsidentenwahl sorgte der Twitterterrorist bei manchen Konservativen für ein Umdenken. So einen wollten sie dann doch nicht an der Regierung, was Angela Merkel und Emmanuel Macron Rückenwind verschaffte – und die Macht. Die sollten sie jetzt nutzen für Europa. Es könnte die letzte Chance sein.

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