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Kommt Donald Trump mit seinen Plänen durch, hätte dies bedeutende Folgen für die Steuergesetze auf der ganzen Welt. Quelle: REUTERS

Was bringt Trumps große Steuerreform?

Martin Feldstein Quelle: Bloomberg, Montage
Martin S. Feldstein US-amerikanischer Ökonom, Professor für Wirtschaftswissenschaften und ehemaliger Oberster Wirtschaftsberater für US-Präsident Ronald Reagan Zur Kolumnen-Übersicht: Post aus Harvard

Kommt Donald Trump mit seinen Plänen durch, wird dies die internationalen Kapitalströme verändern – und womöglich auch in anderen Staaten zu neuen Steuergesetzen führen. Eine ökonomische Analyse.

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Der Kongress der Vereinigten Staaten wird wohl innerhalb der nächsten sechs Monate eine große Steuerreform verabschieden. Obwohl die neuen Bestimmungen nur für amerikanische Steuerzahler gelten würden, hätten sie Auswirkungen auf Unternehmen und Märkte weltweit.

Die wichtigsten Änderungen werden weniger die einzelnen Steuerzahler als vielmehr die US-Konzerne betreffen. Im Mittelpunkt stehen dabei neue Steuerregeln  für ausländische Tochterfirmen amerikanischer Konzerne.

Die bestehende Gesetzeslage in den USA ist einzigartig unter allen wichtigen Industrieländern. Nehmen wir das Beispiel einer ausländischen Tochterfirma eines US-Konzerns, die in Irland Gewinne erwirtschaftet. Diese Tochterfirma zahlt die niedrige irische Körperschaftssteuer von 12 Prozent. Anschließend kann der Nachsteuergewinn in Irland, in Wertpapiere oder in Betriebe auf der ganzen Welt  reinvestiert werden - mit Ausnahme der USA.

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Führt die Muttergesellschaft die im Ausland erzielten Gewinne nämlich in die USA zurück, um dort zu investieren oder die Mittel an Aktionäre auszuschütten, muss sie dafür nochmals Steuern zahlen. Fällig wird dann die in den USA geltende Körperschaftsteuer von 35 Prozent (auf den in Irland erwirtschafteten Gewinn vor Steuern). Für die bereits bezahlten 12 Prozent gibt es eine  Steuergutschrift.

Aufgrund dieser „Strafe“ von 23 Prozent entscheiden sich US-Konzerne bisher in der Regel dafür, die Gewinne ihrer ausländischen Tochtergesellschaften nicht zurückzuführen. Das US-Finanzministerium schätzt, dass sich die im Ausland erwirtschafteten kumulierten Gewinne amerikanischer Tochtergesellschaften mittlerweile auf 2,5 Billionen Dollar belaufen.

Der Kongress dürfte nun wohl eine  „territoriale” Besteuerung der Gewinne ausländischer Tochtergesellschaften beschließen. Diese praktisch in allen anderen Industrieländern angewandte Methode würde es US-Konzernen ermöglichen, die Nachsteuergewinne ihrer ausländischen Tochtergesellschaften nach Hause zu holen und dafür wenig oder gar keine zusätzlichen Steuern zu zahlen.

Außerdem wird der Kongress wahrscheinlich eine einmalige Steuer auf im Ausland erwirtschaftete, aber nicht der US-Steuergesetzgebung unterworfenen Gewinne ausländischer Tochtergesellschaften im Ausmaß von 2,5 Billionen Dollar beschließen. Obwohl die Details noch unklar sind, besteht die grundsätzliche Idee darin, eine Steuer von 10 Prozent auf nicht besteuerte Gewinne aus dem Ausland zu erheben, wobei diese Steuer über einen Zeitraum von ein paar Jahren zu bezahlen ist. Im Gegenzug für diese neue Steuer könnte ein US-Konzern kumulierte Gewinne zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt zurückführen.

Die Umstellung auf ein territoriales Steuersystem hat weitreichende Folgen auf die Strategie der Unternehmen. Ein großer Teil der künftigen Gewinne ausländischer Tochterfirmen werden dann wahrscheinlich in die USA transferiert. Dadurch verringern sich die US-Investitionen in Europa und Asien. Auch ein Teil der in der Vergangenheit im Ausland erwirtschafteten Gewinne dürfte repatriiert werden.

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