Setzt sich ein Industriepolitiker ins Taxi. Fragt der Fahrer: „Wohin soll’s gehen?“ Sagt der Industriepolitiker: „Egal, wohin. Ich werde überall gebraucht.“
Nur ein Witz, glauben Sie? Nein, in Berlin ist das gerade sehr ernst gemeint. Die Industriepolitik erlebt eine Renaissance. In ihren Sonntagsreden preisen sie weiterhin feierlich die Kräfte des Marktes. Doch montagmorgens wird neuerdings beherzt ins Lenkrad gegriffen.
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) beispielsweise berät seit geraumer Zeit in Hinterzimmern über eine Neuordnung des deutschen Bankensektors. Im Osten sollen nach dem Kohleausstieg schon bald quasi per Dekret neue Jobs entstehen. Und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat nicht weniger als eine „Nationale Industriestrategie 2030“ ausgearbeitet, die dafür sorgen soll, dass sich die Bundesrepublik an der Spitze des Fortschritts hält – mit wohldosierter Hilfe der öffentlichen, nicht der unsichtbaren Hand.
„Auf dem Weltmarkt wird entschieden, wie gut es uns in Deutschland geht“
Altmaier, so wirkt es, ist weniger ein Testamentsvollstrecker Ludwig Erhards; sein Ehrgeiz erinnert vielmehr an Karl Schillers Globalsteuerung.